Welche Länder sind noch Putins Freunde?
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Der russische Präsident Wladimir Putin im Gespräch (Archivbild).
© Quelle: Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik
Russlands Angriff auf die Ukraine hat international für Entsetzen gesorgt. So erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz: „Der russische Angriff auf die Ukraine ist ein eklatanter Bruch des Völkerrechts. Er ist durch nichts zu rechtfertigen. Deutschland verurteilt diesen rücksichtslosen Akt von Präsident Putin aufs Schärfste.“
US-Präsident Joe Biden sprach von einem „unprovozierten und ungerechtfertigten“ Angriff. Frankreichs Präsident Emanuel Macron schrieb auf Twitter: „Frankreich verurteilt die Entscheidung Russlands, Krieg gegen die Ukraine zu führen, aufs Schärfste.“ Die EU hat neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Doch es gibt auch einige Länder, die Russland nicht verurteilen. Einige verteidigen sogar sein Verhalten. Hier ein Überblick.
Pakistan: Besuch bei Putin, während Truppen marschieren
Inmitten des russischen Angriffs auf die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den pakistanischen Premier Imran Khan in Moskau empfangen. Die Staatschefs der beiden Länder hätten die wichtigsten Fragen der bilateralen Zusammenarbeit sowie aktuelle regionale Themen besprochen, hieß es in einer Mitteilung des Kremls am Donnerstag. Eine Stellungnahme zur Invasion ist nicht bekannt.
Khan war am Mittwoch mit einer ranghohen Delegation von Islamabad nach Moskau gereist. Der Besuch war seit rund einem Monat geplant und erfolgte auf Einladung des russischen Präsidenten.
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Angesichts des Einmarsches Russlands in der Ukraine war bis zuletzt unklar, ob das Treffen mit Putin stattfindet. Khan ist der erste Premierminister Pakistans seit fast 23 Jahren, der offiziell Russland besucht.
Khan hatte am Dienstag angesprochen auf die sich zuspitzende Situation in der Ukraine dem russischen Staatssender RT gesagt, dass er nicht glaube, dass militärische Konflikte Probleme lösten.
Kuba: Staatsbesuch am Abend der Invasion
Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel empfing, während die russische Invasion in der Ukraine begann, den Duma-Präsidenten Wjatscheslaw Wolodin in Havanna. Am Donnerstagmorgen veröffentlichte er auf Twitter ein Foto der beiden. Zum russischen Einmarsch gibt es keine Äußerungen.
Außerdem standen in der der Zeitung der Kommunistischen Partei Kubas am Dienstag wohlwollende Töne bezüglich der russischen Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken. In einem Bericht dazu hieß es: „Der Kreml agiert sehr zurückhaltend und ruft zu einer friedlichen Lösung auf, während Europa die Flammen anfacht und das Feuer schürt.“
Venezuela gibt Nato die Schuld
Venezuela hat dem Kreml nach dem Angriff der russischen Streitkräfte auf die Ukraine den Rücken gestärkt. „Venezuela ist besorgt über die Verschärfung der Krise in der Ukraine und bedauert den Bruch des Minskers Abkommens durch die Nato, vorangetrieben durch die Vereinigten Staaten“, hieß es in einer Stellungnahme der sozialistischen Regierung in Caracas.
„Der Bruch des Abkommens hat internationales Recht verletzt und stellt eine schwere Bedrohung der Russischen Föderation, seiner territorialen Integrität und Souveränität dar“, hieß es in dem Text weiter, den Staatschef Nicolás Maduro auf Twitter veröffentlichte. Damit schloss sich die venezolanische Regierung in weiten Teilen der Argumentation Russlands an.
Myanmar hat Verständnis für die „Weltmacht“ Russland
Die Generäle der Militärjunta zeigen Verständnis für Putins Handeln. Russland arbeite daran, seine Souveränität zu festigen. „Der zweite Grund ist, dass das Land der Welt zeigen will, dass es eine Weltmacht ist“, sagte Zaw Min Tun, ein Sprecher der Junta, am Freitag dem Sender Voice of America (VOA).
Der neue Machthaber Min Aung Hlaing hatte Russland im vergangenen Juni besucht. Beide Länder präsentierten sich dabei als enge Freunde.
Auch Iran sieht Nato als Problem
Auch der iranische Präsident Ebrahim Raisi hat in einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Nato-Osterweiterung als „Bedrohung“ bezeichnet und Verständnis für Russlands Sicherheitsbedenken gezeigt.
Die Nato-Erweiterung bedrohe die „Stabilität und Sicherheit unabhängiger Länder in verschiedenen Bereichen“, wurde Raisi am Freitag von der iranischen Nachrichtenagentur Irna zitiert.
China verurteilt Russland nicht, denkt aber an Taiwan
Das wohl mächtigste Land, das Verständnis für Russland zeigt, ist China. Die asiatische Weltmacht wollte den russischen Angriff auf die Ukraine nicht als „Invasion“ bezeichnen. Zugleich betonte das Pekinger Außenministerium die Unantastbarkeit territorialer Souveränität – in Anspielung auf das eigene Beharren, Taiwan als Teil der Volksrepublik zu betrachten.
„Die Souveränität und territoriale Integrität aller Länder sollte respektiert und gewahrt werden“, sagte der chinesische Außenamtssprecher Wang Wenbin am Freitag. Gleichzeitig sehe man auch, dass die Ukraine-Frage ihre eigenen komplexen und speziellen historischen Grundlagen habe. „Und wir verstehen Russlands legitime Bedenken in Sicherheitsfragen“, fügte er hinzu.
Wang antwortete nicht darauf, ob China die selbst erklärten Volksrepubliken in den Separatistengebieten Donezk und Luhansk auf ukrainischem Territorium anerkennen werde. Russland hatte diese als unabhängige Staaten anerkannt. Die Regierung in Peking wiederum hat Taiwan mit Krieg gedroht, sollte sich der Inselstaat für unabhängig erklären.
Außenminister der Ukraine meldet „schreckliche Raketenangriffe auf Kiew“
An Tag zwei des russischen Angriffs meldet die Ukraine Raketenbeschuss auf die Hauptstadt Kiew.
© Quelle: dpa
Indien für „Ende der Gewalt“ – Verurteilung bleibt aus
Auch aus einem weiteren großen Land Asiens gibt es eher zurückhaltende Töne. Indiens Premierminister Narendra Modi hat Putin zu einem sofortigen Ende der Gewalt in der Ukraine aufgerufen. Er forderte konzertierte Bemühungen von allen Seiten, um zum Weg diplomatischer Verhandlungen und zum Dialog zurückzukehren.
Verurteilt hat Indien den Angriffskrieg von Russland in der Ukraine bisher allerdings nicht. Auch Sanktionen hat Indien nicht erlassen. Die beiden Länder hatten schon in Zeiten der Sowjetunion enge Beziehungen. Indien ist auch strategisch stark mit Russland verbunden, da ein Großteil der indischen Militärhardware von Russland stammt.
Südafrika will Vermittlungen – Verurteilung bleibt aus
Der Präsident Südafrikas, Cyril Ramaphosa, rief auf Twitter die Vereinten Nationen dazu auf, in dem Krieg zu vermitteln. In einem weiteren Post kündigte er an, Gespräche mit Russland und den USA führen zu wollen. Eine Verurteilung des Angriffs blieb bis jetzt aus.
Vor der Invasion hat Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor am Dienstag Verständnis für Russlands Sicherheitsbedenken geäußert. Dem nationalen TV-Sender Newsroom Africa sagte sie auf die Frage nach den anstehenden EU-Sanktionen, die Reaktion der Europäer auf die Anerkennung „der beiden sogenannten Rebellenstaaten“ sei erwartbar gewesen. Sie hoffe aber, dass die EU weiter mit Russland reden und vor allem dessen Sicherheitsbedenken ansprechen werde.
Syrien spricht von „Korrektur der Geschichte“
Präsident Baschar al-Assad hat in einem Telefonat mit Putin Verständnis für den russischen Angriff auf die Ukraine gezeigt. „Was heute geschieht, ist eine Korrektur der Geschichte und die Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Welt“, zitierte Syriens staatliche Nachrichtenagentur Sana Assad. Er gab dem Westen die Schuld für das Blutvergießen in der Ukraine. Die Nato-Erweiterung sei eine Bedrohung für die ganze Welt.
Putin ist Assads wichtigster Verbündeter im syrischen Bürgerkrieg. Dank Moskaus und Teherans Hilfe beherrschen die Anhänger des syrischen Präsidenten inzwischen wieder rund zwei Drittel des Landes.
Russlands Krieg: EU und USA beschließen Sanktionen gegen Russland
Die Strafmaßnahmen betreffen unter anderem die Bereiche Energie, Finanzen und Transport.
© Quelle: Reuters
Serbien bleibt zurückhaltend
Serbien gilt als strategische Partner Russlands. Dennoch verhält sich die Regierung dort mit Bezug auf die aktuellen Entwicklungen zurückhaltend.
Während Staatspräsident Aleksandar Vučić die 2014 nach der Annexion der Krim durch Russland die gegen Moskau verhängten Sanktionen ablehnt, sind seine Äußerungen hinsichtlich russischen Anerkennung der „Volksrepubliken“ verhaltener, wie die „Deutsche Welle“ berichtet.
Laut dieser sagte Vučić einer Moskauer Zeitung, dass „Serbien sich auf dem europäischen Pfad befindet und die territoriale Integrität der Ukraine unterstützt, auch wenn 85 Prozent der Bevölkerung auf der Seite Russlands stehen“.
Serbien ist ein EU-Beitrittskandidat. Zur russischen Invasion gibt es noch keine Äußerungen.
Auch von Kasachstan und Armenien keine Äußerungen
Auch Armenien strebt eine Annäherung an den Westen an, wie aus dem selben Bericht der „Deutschen Welle“ hervorgeht. Es ist jedoch in der Eurasischen Wirtschaftsunion und stark von Russland abhängig. Die Regierung plant nicht, die sogenannten Volksrepubliken anzuerkennen. Zur aktuellen Invasion ist keine Aussage bekannt.
Kasachstan hat Anfang des Jahres nach gewaltsamen Protesten im eigenen Land Unterstützung von russischen Soldaten erhalten. Auch dieses Land ist mit Russland eng verbunden. Doch dort ist ebenfalls keine Anerkennung geplant und Äußerungen zur russischen Invasion blieben bis jetzt aus.
Belarus an russischer Aggression beteiligt
Russlands enger Partner Belarus unterstützt Putin bei seinen Truppenbewegungen rund um die Ukraine. Zunächst waren russische Soldaten für Militärübungen in das Land entsandt worden. Dort hatte Putin Tausende Soldaten und Panzer stationiert. Mittlerweile berichtet der ukrainische Grenzschutz von Angriffen auch von der belarussischen Grenze.
Der belarussische Machthaber Lukaschenko hingegen bestreitet das. Lukaschenko gilt als enger Vertrauter Putins und hatte ihn nur wenige Tage vor der Eskalation noch in Moskau besucht.
mit dpa