US-Geheimdienste räumen ein: Haben ukrainische Kampfmoral unterschätzt
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Ein ukrainischer Soldat mit der Aufschrift "Mommy" auf seinem Waffengurt steht an einem Kontrollpunkt an einer Hauptstraße in Kiew.
© Quelle: Vadim Ghirda/AP/dpa
Washington. Die US-Geheimdienste haben eingeräumt, die Ukrainer im Konflikt mit Russland unterschätzt zu haben. Der Direktor des militärischen Nachrichtendienstes DIA, Scott Berrier, sagte am Donnerstag, er sei der Ansicht gewesen, dass die Ukrainer aus einer Reihe von Gründen auf einen russischen Angriff nicht so vorbereitet gewesen seien, wie sie hätten sein sollen. „Deshalb habe ich ihren Kampfeswillen in Frage gestellt. Das war eine schlechte Einschätzung meinerseits, weil sie tapfer und ehrenhaft gekämpft haben und das Richtige tun.“
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Berrier äußerte sich zusammen mit anderen hochrangigen Geheimdienstvertretern vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats. Berrier sagte, wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, der offenbar die Fähigkeit der russischen Armee überschätzt habe, die zahlenmäßig unterlegenen ukrainischen Streitkräfte zu bezwingen, sei es auch den USA ergangen.
„Wir haben einige Annahmen über seine Annahmen getroffen, die sich als sehr, sehr fehlerhaft erwiesen haben.“ Die Kampfmoral einzuschätzen, sei eine sehr schwierige analytische Aufgabe, sagte er.
Wie die Veröffentlichungen der Geheimdienste geholfen haben
Auch die US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines sagte, Putin habe den Widerstand der Ukrainer unterschätzt. „Wir haben es nicht so gut gemacht, die militärischen Herausforderungen vorherzusagen, denen er mit seinem eigenen Militär begegnet ist.“
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© Quelle: dpa
Grundsätzlich sind die US-Geheimdienste von Abgeordneten beider Parteien dafür gelobt worden, wie sie in dem Konflikt agiert haben. Sie legten offen, wie Putin versuchte, einen Vorwand für die Invasion zu konstruieren und lagen damit richtig. Wenngleich Putin die Invasion trotzdem anordnete, erklärten Abgeordnete, die Veröffentlichungen der Geheimdienste hätten dabei geholfen, Unterstützung für die Sanktionen gegen Russland zu generieren und zuvor zögerliche westliche Staaten dazu zu bringen, der Ukraine Militärhilfen zukommen zu lassen.
Zwei Wochen nach Beginn der Invasion ist es Russland bislang nicht gelungen, die vollständige Kontrolle über den ukrainischen Luftraum zu erringen oder die Hauptstadt Kiew und weitere große Städte einzunehmen. Dennoch sind die Folgen des Krieges verheerend. Bei einem russischen Luftangriff wurde eine Entbindungsklinik getroffen, es gab Attacken auf Atomanlagen - und mehr als 2,3 Millionen Ukrainer sind ins Ausland geflüchtet. Es gibt Berichte über mögliche Kriegsverbrechen. Anzeichen, dass Putin eine Deeskalation anstreben könnte, gibt es bislang nicht.
RND/AP