„Der Schlächter von Syrien“ soll Putin die Wende bringen
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Alexander Dwornikow bei einer Militärparade Russlands.
© Quelle: picture alliance / Valery Matytsin/TASS/dpa
Er könnte das neue Gesicht des russischen Krieges gegen die Ukraine werden: Alexander Dwornikow ist seit dem Wochenende Oberbefehlshaber über die russischen Truppen in der Ukraine, bislang hatten die einzelnen Truppenteile noch ohne gemeinsames Kommando gekämpft. Dwornikow befehligte dabei den südlichen Militärbezirk in der Ukraine – und bekommt jetzt noch mehr Macht eingeräumt. Eine offizielle Bestätigung aus dem Kreml gibt es noch nicht.
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„Im ersten Teil hat Russland wesentliche Führungsgrundsätze nicht eingehalten“, erklärt der österreichische Oberst Berthold Sandtner im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Militärbezirke haben relativ unkoordiniert nebeneinander und ohne zentrale Führung und Koordination agiert, das war ein wesentlicher Grund für das Verfehlen der Ziele“, hält Sandtner die Berufung eines Oberbefehlshabers für folgerichtig.
„Jetzt gibt es mit der Einsetzung von General Dwornikow als einsatzführendem Kommandanten sehr klare Führungsverhältnisse“, so Sandtner. „Da man sich zudem auf den Osten beschränkt, gibt es ein wesentlich klareres Ziel, dessen Erreichung deutlich besser koordiniert ist und bei dem eine deutlich militärischere Handschrift in der Herangehensweise zu erkennen ist als im ersten Teil des Krieges.“
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Alexander Dwornikow bei einer russischen Militärübung.
© Quelle: picture alliance / Vitaly Timkiv/TASS/dpa | Vitaly Timkiv
Das bestätigt auch Militärexperte Gustav Gressel. „Angriffe der Russen aus dem Norden waren nie gut mit denen aus dem Osten koordiniert. Das verbessert Russland, indem alles unter eine Führung gestellt wird“, sagte Gressel im Gespräch mit dem RND. „Der südliche Militärbezirk ist am ehesten mit dem Gelände vertraut und war eigentlich die einzige erfolgreiche Militäroperation.“ Daher hält Gressel die Entscheidung für folgerichtig. Dwornikow sei ein erfahrener Kommandant, der schon viel gesehen habe, „aber letztlich kommt es nicht nur auf einen Kommandanten an.“
Dwornikow ist im Westen besonders durch seinen Einsatz in Syrien bekannt geworden. Als es für Diktator Baschar al-Assad immer enger wurde, die demokratische Opposition und islamistische Terrorgruppen das Regime zu stürzen drohten, half der 60-Jährige maßgeblich dabei, mit Bombardements aus der Luft den Konflikt zugunsten des Machthabers zu entscheiden. Durch die Brutalität der Einsätze bekam Dwornikow in den USA den Beinahmen „Schlächter von Syrien“ verliehen. In Russland ist er dagegen ein Held, bekam von Präsident Putin in Anschluss an den Syrien-Konflikt den „goldenen Stern des Helden Russlands“ verliehen.
Neue Brutalität im Ukraine-Krieg befürchtet
Nur wenig später begann Dwornikow seinen Einsatz in der Ukraine, die nun sogar in der kompletten Kontrolle über den Feldzug führte. Ob die Einsetzung des erfahrenen Militärmannes allerdings eine direkte Wende zugunsten Russlands in der Ukraine bringt, bezweifelt das „Institute for the Study of War“ (ISW) in Washington. „Die verspätete Ernennung eines einzigen Oberbefehlshabers in der Ukraine durch den Kreml wird nicht automatisch die Probleme des russischen Kommandos, der Logistik und der Moral lösen“, sind sich die Expertinnen und Experten dort sicher. Dwornikow stehe vor gleich mehreren laufenden Operationen, die seine Kontrollspanne überschreiten könne.
„Er ist niemand, der sich davor scheut, auch mit aller Härte gegen zivile Ziele vorzugehen“
Berthold Sandtner,
Über den neuen Oberbefehlshaber Alexander Dwornikow
Die Brutalität, die man von Dwornikow aus Syrien sowie auch aus Tschetschenien bereits kennt, könnte nun auch der Ukraine drohen. „Dwornikow ist ein Vollstrecker, das zeigt seine Vita“, weiß Sandtner. Nicht umsonst habe sich Putin für ihn entschieden. „Er ist niemand, der sich davor scheut, auch mit aller Härte gegen zivile Ziele vorzugehen“, betont Sandtner. Das zeige die Vergangenheit in Syrien. „Er wird den Konflikt mit aller Härte führen, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Wir müssen davon ausgehen, dass wenig Rücksicht genommen wird.“