Militärexperten: Bereitet Moskau in Belarus einen Angriff auf die Ukraine vor?
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Neutral oder Pro-Russland? Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko (l.) empfängt den russischen Präsidenten Wladimir Putin (r.) bei seiner Ankunft auf dem Nationalen Flughafen in Minsk, Belarus, am Montag, 19. Dezember 2022.
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
Kiew. Russland schafft nach Einschätzung des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Belarus weiter die Voraussetzungen für einen möglichen Angriff auf den Norden der Ukraine. Auch das ukrainische Militär teilte am Samstag mit, dass Russland Bataillone dorthin verlegt habe. Die ISW-Experten meinten zwar, dass ein solcher Angriff weiter unwahrscheinlich sei, halten ihn aber trotzdem für möglich. Die Gefahr müsse ernst genommen werden, heißt es.
Als ein Indiz dafür, dass Russland von dort aus angreifen könnte, wird die Einrichtung eines Feldlazaretts angesehen. Wie es in dem Bericht außerdem heißt, könnte dieser Angriff möglicherweise auch auf Kiew abzielen. Außerdem gibt es Berichte darüber, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Friedensplan vorbereitet.
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Feldhospitäler als Indiz?
„Feldhospitäler sind nicht notwendig für Übungen und können ein Hinweis auf die Vorbereitung von Kampfhandlungen sein“, erklärte das ISW. Bereits anfang des Jahres sei die Einrichtung diese Lazarette in Belarus schon ein Indiz dafür gewesen – unmittelbar vor Beginn der großen russischen Invasion. In Belarus hatte der von Moskau politisch und finanziell abhängige Machthaber Alexander Lukaschenko seine Militärbasen für die Angriffe auf die Ukraine zur Verfügung gestellt. Die Ukraine sieht Belarus als Kriegspartei.
Dagegen betont Lukaschenko, der am Samstag zu einem neuen Besuch in Moskau eintraf, sich nicht an dem Krieg zu beteiligen. Lukaschenko und Putin treffen sich am 26. und 27. Dezember zu einem weiteren informellen Gipfel der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Der Staatenverbund mehrerer früherer Sowjetrepubliken ist aus dem Zusammenbruch der UdSSR vor gut 30 Jahren hervorgegangen. Ende des Monats jährt sich auch der 100. Jahrestag der Gründung der Sowjetunion.
Nur ein Ablenkungsmanöver?
Die US-Militärexperten halten es für möglich, dass es sich bei dem Aufmarsch der russischen Truppen in Belarus um ein Ablenkungsmanöver handeln könnte. Möglich sei auch ein Sabotageangriff, um die ukrainischen Streitkräfte von der Verteidigung im Donbass abzulenken. Russland könne dann eine womöglich geringere Aufmerksamkeit der ukrainischen Truppen für eine Offensive im Osten der Ukraine oder auch anderswo nutzen, hieß es. Als Indiz dafür vermeldet der ukrainische Generalstab die Sichtung eines Eisenbahntransport mit Personal, militärischer Ausrüstung und Munition in die Kampfgebiete.
Auch der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, hatte am Freitag gesagt, dass Russlands Aktivitäten in Belarus ein Element der Desinformationskampagne sein könnten. Die Ukraine sei in der Lage, ihre Grenze im Norden zu schützen. Auch bei der aktuell am stärksten umkämpften Stadt Bachmut im Donbass hätten die ukrainischen Streitkräfte die Kapazitäten, noch eine viel stärkere Anzahl an russischen Angreifern zurückzuhalten, hieß es.
Frieden im Februar
Außerdem bereite der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Berichten zufolge einen Friedensplan für den Feburar 2023 vor. Dieser könnte als Reaktion auf eine gescheiterte russische Winteroffensive abgestimmt werden.
Putin und sein Image
Putin zeigt sich außerdem besorgt über sein Image. Darauf deuten die erneuten und häufigeren öffentlichen Auftritte hin, so das ISW. Gleichzeitig machte er vage Aussagen über den Einmarsch Russlands in die Ukraine, was er in den ersten zehn Monaten des Krieges weniger tat. Der Kreml verschärft zudem seine Zensurbemühungen, um die Bedenken über eine Vergrößerung der russischen Streitkräfte und eine dadurch mögliche zweiten Mobilisierungswelle zu zerstreuen.
RND/lka mit dpa