Finanziert Deutschland Putins Armee? Britischer Journalist fordert Sanktionen gegen Berlin
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Am Donnerstag demonstrierten Frauen vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder in der Ukraine. Eine der Demonstrantinnen fordert ein Ende der Importe von Öl und Gas aus Russland (Archivbild).
© Quelle: IMAGO/Virginia Garfunkel
Weil Deutschland weiterhin Gas aus Russland bezieht, hat der britische Publizist Matthew Lynn Sanktionen gegen die Bundesrepublik gefordert.
Bis zuletzt habe Berlin entschieden, dass ein Verzicht auf die Importe der deutschen Industrie zu teuer zu stehen komme, schreibt Lynn in einem Kommentar für die britische Zeitung „The Telegraph“. „Wenn die Deutschen dieses Opfer nicht bringen wollen, liegt es an ihnen“, so Lynn. Es gebe jedoch keinen Grund, warum der Rest der Welt das tolerieren sollte. „Der Moment für Sanktionen gegen Deutschland ist sicherlich nah“, meint der Journalist.
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© Quelle: Reuters
Welche Sanktionen sich Lynn gegen Deutschland vorstellt? Besonders abgesehen hat er es auf deutsche Autos: „Wer einen neuen BMW oder Volkswagen kauft, zahlt indirekt für Putins Armee – ein Punkt, den es bei der Wahl eines neuen Autos zu beachten gilt.“ Man könne auch Autos aus Frankreich oder Japan und Chemikalien aus Südkorea oder den USA kaufen, schlägt Lynn vor. Denn es gebe nichts, was man nicht relativ einfach andernorts beschaffen kann. „Die Auswirkungen in Deutschland wären jedoch dramatisch.“ Ein Embargo gegen russisches Gas würde der deutschen Industrie schaden, „aber das Gas nicht abzuschalten ebenfalls“, schreibt der Publizist.
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Jeder, der deutsche Waren kaufe, finanziere den Krieg, argumentiert Lynn. „Und obwohl ein Stopp auf Energieimporte den Krieg nicht sofort beenden würde, würde es ihn jedoch deutlich verkürzen und Zehntausende Leben retten.“ Dabei nimmt er auch – aber „in geringerem Umfang“ – Italien in die Pflicht, das ebenfalls noch immer stark von russischem Öl und Gas abhängig ist.
Erst in der vergangenen Woche hatten führende deutsche Wirtschaftsinstitute vor einem Stopp von Gasimporten aus Russland gewarnt. Sollte dieser abrupt erfolgen, würde Deutschland im kommenden Jahr in eine Rezession fallen. Die Wirtschaftsleistung würde um 2,2 Prozent abnehmen, ein Wirtschaftsschaden von 200 Milliarden Euro könnte entstehen. Zudem wären die Arbeitsplätze von bis zu 400.000 Menschen bedroht, prophezeiten die Wirtschaftsexperten.
RND/sic