Sprengung des Kachowka-Staudamms

Bereits im Zweiten Weltkrieg wurde die Südukraine geflutet

Dieses vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt (Symbolbild).

Dieses vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt (Symbolbild).

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Am Dienstagmorgen wurden der Kachowka-Staudamm sowie das angrenzende Wasserkraftwerk im südukrainischen Gebiet Cherson durch eine Explosion zerstört. Nun strömen Wassermassen vor allem in den von Russland besetzten Teil der Region, bis zu 18.000 Menschen befinden sich laut ukrainischen Angaben in der „kritischen Zone“. Die Auswirkungen sind bisher kaum absehbar.

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Die Ukraine und Russland schieben sich gegenseitig die Schuld an dem Vorfall zu. Für Kiew ist klar: Russland verfolge das Ziel, im Süden unüberwindbare Gebiete zu schaffen, die die ukrainische Großoffensive bremsen sollen. Verantwortlich für die Sprengung des Kachowka-Damms sei die 205. Motorisierte Schützeneinheit der russischen Armee, erklärte Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten. Russland versucht, die Meldungen zu dementieren, und schreibt die Zerstörungen an dem riesigen Bauwerk ukrainischem Beschuss zu. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich aktuell nicht unabhängig überprüfen.

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1941 sprengten Sowjet-Soldaten den Saporischschja-Staudamm

Angriffe oder die Zerstörung von Bauwerken, die „gefährliche Kräfte“ enthalten – wie etwa Staudämme oder Kernkraftwerke –, sind laut Humanitärem Völkerrecht als Kriegsverbrechen klassifiziert. Nichtsdestotrotz ist es nicht das erste Mal, dass in der Ukraine während eines Krieges ein Staudamm gesprengt wird: Bereits im Jahr 1941, am 18. August, führten sowjetische Soldaten im Zweiten Weltkrieg am Saporischschja-Staudamm eine Explosion herbei. Die folgenden Überflutungen sollten den Vormarsch der Wehrmachtssoldaten in dem Gebiet aufhalten. Die Opferzahlen können heute nur noch geschätzt werden, es sollen jedoch zwischen 20.000 und 100.000 Menschen in dem Gebiet durch die Flutwelle gestorben sein.

Der Saporischschja-Stausee ist im Vergleich zum nun betroffenen Wasserreservoir von Kachowka jedoch um ein Vielfaches kleiner. 1941 ergossen sich rund 850 Millionen Kubikmeter Wasser in das Gebiet hinter dem zerstörten Staudamm. Der Kachowka-Stausee, dessen Wassermassen nun entfesselt wurden, fasst ganze 18 Milliarden Kubikmeter Wasser, ist also mehr als 20-mal größer. Aufgrund seiner Ausmaße von rund 230 Kilometern Länge und 24 Kilometern an der breitesten Stelle wird er auch als „Kiewer Meer“ bezeichnet. Laut ukrainischen Angaben befinden sich 80 Siedlungen und bis zu 16.000 Menschen in der „kritischen Zone“ der Überflutungen. Die Evakuierungen in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten am rechten Flussufer sollen bereits angelaufen sein.

Dnepr-Staudämme dienen nicht nur zur Energieerzeugung

Beide Staudämme sind Teile eines Systems von Wasserkraftwerken entlang des Flusses Dnepr. Flussabwärts gezählt ist die Anlage in Saporischschja das fünfte Kraftwerk, der nun gesprengte Staudamm von Kachowka bildet die sechste und letzte Stufe des Systems. Die Staustufen sollen die Bewässerung der Agrarflächen sichern sowie Viehzucht ermöglichen, mehr Strom aus Wasserkraft erzeugen und die Schifffahrt auf dem Dnepr regulierbar machen.

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Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine zerstört

Die russischen Streitkräfte haben offenbar den Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine gesprengt.

Wochen nach der Sprengung des Saporischschja-Staudamms im August 1941 wurde die Anlage von deutschen Soldaten besetzt und repariert, sodass erneut Wasser aufgestaut werden konnte. Nur zwei Jahre später machten die Wehrmachtssoldaten das Bauwerk jedoch erneut zunichte – dieses Mal, um den eigenen Rückzug abzusichern. In den Folgejahren wurde das Wasserkraftwerk erneut errichtet und steht bis heute.

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