Kreml kämpft an vier Fronten

Ex-Nato-General Domröse zum Truppenvormarsch: „Putin kann den Krieg nicht mehr gewinnen“

Ein Mann hält in der Ukraine nach dem Angriffskrieg der Russen die Flagge seines Landes in den Händen (Symbolbild).

Ein Mann hält in der Ukraine nach dem Angriffskrieg der Russen die Flagge seines Landes in den Händen (Symbolbild).

Zwei Wochen nach Beginn von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine haben russische Truppen nur wenige Gebiete unter ihrer Kontrolle. Das Pentagon schätzt, dass Russland bislang etwa 10 Prozent seiner eingesetzten Kampfkraft verloren habe. Als Grund nannten die USA verletzte und getötete Soldaten sowie zerstörte Waffen. „10 Prozent Verluste bei der Kampfkraft sind mit Blick auf die Bilder aus der Ukraine realistisch“, meinte Ex-Nato-General Hans-Lothar Domröse gegenüber dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND). „Die russischen Truppen kommen nicht voran, selbst im Donbass gibt es noch immer schwere Kämpfe.“ Die Fortschritte Russlands seien sehr gering, der Kreml habe sich verkalkuliert.

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+++ Alle Entwicklungen zum russischen Krieg in der Ukraine im Liveblog +++

Derzeit kämpft Russland an vier Fronten: Im Süden gibt es heftige Kämpfe rund um die Krim. In dieser Region seien die russischen Truppen laut Domröse auch am erfolgreichsten. Dort gebe es zwar die meisten Landgewinne, aber die Kämpfe in Mariupol und anderen Städten würden trotzdem weitergehen. „Im Donbass und in Charkiw ist Russland aber überhaupt nicht erfolgreich.“ Der Kreml hatte zuvor behauptet, die Menschen in der Donbass-Region würden russische Soldaten mit Jubel empfangen. Das habe sich aber laut Domröse nicht bewahrheitet, und auch Raumgewinne habe es dort in den vergangenen zwei Wochen kaum gegeben.

Keine Einigung auf Waffenruhe: Gespräche zwischen Ukraine und Russland nicht erfolgreich

Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und seinem Amtskollegen Sergej Lawrow sind gescheitert.

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„Um das Land zu besetzen, bräuchte Russland mehr als 500.000 Soldaten“

Erfolge kann Russland auch in der Hauptstadt nicht verzeichnen. „An der Front in Kiew, nur 125 Kilometer von Belarus entfernt, bekommen die russischen Truppen die Stadt auch nicht unter ihre Kontrolle.“ Russland habe herbe Verluste hinnehmen müssen. „Die Panzerkolonne wurde zerschlagen, und in den Westen der Ukraine ist bisher noch gar kein russischer Soldat vorgedrungen“, so Domröse gegenüber dem RND.

Für den ehemaligen Nato-General ist inzwischen klar, dass Putin diesen Krieg nicht mehr gewinnen könne. „Er kann sein ausgerufenes Kriegsziel, die Entwaffnung und Entnazifizierung der Ukraine, nicht erreichen.“ Der Kreml müsse auch sein Ziel aufgeben, die ganze Ukraine einnehmen zu wollen. „Um das Land zu besetzen, bräuchte Russland mehr als 500.000 Soldaten“, so die Einschätzung des Experten. Doch schon jetzt zeichne sich ab, dass Russland die logistische Versorgung der Truppen mit Sprit, Essen und Medizin nicht schaffe.

Russischer Konvoi vor Kiew weitgehend aufgelöst – Zivilisten in Mariupol „eingekesselt“
HANDOUT - 27.02.2022, Ukraine, Iwankiw: Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt russische Bodentruppen mit Militärfahrzeugen in einem Konvoi nordöstlich von Iwankiw in der Ukraine, der sich in Richtung Kiew bewegt. Foto: Uncredited/Maxar Technologies/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung innerhalb der nächsten 14 Tage und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete sich in einer Fernsehansprache zu Wort. Das russische Vorgehen sei „blanker Terror“.

„Russlands Soldaten sind nicht vernetzt“

Domröse geht davon aus, dass die russischen Truppen nicht mehr lange durchhalten. „Russland müsste alle Kräfte in die Ukraine schicken, und es ist fraglich, ob der Kreml das will.“ Denn ein Teil der russischen Truppen ist auch in Syrien, Belarus, Kasachstan und Usbekistan stationiert. Der Kreml müsse daher in der Ukraine bald einlenken und mit der Ukraine einen Kompromiss aushandeln.

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Einer der Gründe für das langsame Vorrücken der russischen Truppen: „Russlands Soldaten sind nicht vernetzt, es gibt praktisch keine Digitalisierung“, erklärte der ehemalige Nato-General. Der Häuser­kampf in den Städten begünstige zudem die ukrainischen Verteidiger. Sie könnten „durch U-Bahn-Schächte und die Kanalisation schnell russische Truppen angreifen und wieder verschwinden“.

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