Uigure schildert entsetzliche Zustände in chinesischen Lagern

Pure Verzweiflung bei den Uiguren in China.

Pure Verzweiflung bei den Uiguren in China.

Köln, München. Der Vizepräsident des Weltkongresses der Uiguren, Asgar Can, fordert mit Blick auf die systematische Verfolgung von Minderheiten in China mehr Engagement von Deutschland. Ein ganzes Volk solle dort ausgelöscht beziehungsweise umerzogen werden, sagte Can am Dienstag im WDR5-"Morgenecho". "Westliche Länder, vor allem Deutschland, müssen da wirklich ein Zeichen setzen und das nicht einfach so hinnehmen." Die Rechte der Uiguren und auch anderer Nationalitäten würden in China mit den Füßen getreten, kritisierte Can. Es gebe kaum eine uigurische Familie, die nicht Angehörige im Gefängnis oder in einem Straflager habe.

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Can berichtete beispielhaft von Schilderungen eines Betroffenen, der acht Monate in einem Straflager verbracht hatte. Demzufolge müssten Gefangene dort ständig kommunistische Texte auswendig lernen und rezitieren, regimeverherrlichende Lieder singen und die chinesische Regierung und Herrschaft loben. Wer dies nicht tue, erhalte kein Essen beziehungsweise werde in Einzelzellen gefoltert. Grundsätzlich sei es sehr selten, dass Menschen aus diesen Lagern zurückkehrten. Wenn sie es täten, erhalte man kaum Kontakt zu ihnen, sagte Can.

"Wir sind verzweifelt"

"Wir sind verzweifelt", betonte der Uiguren-Sprecher, der seit den 1990er Jahren in Deutschland lebt. Viele Mitglieder der weltweiten Uiguren-Gemeinschaft hätten Eltern oder andere nahe Verwandte, die in der chinesischen Region lebten. Der direkte Kontakt zu ihnen sei kaum möglich. Nur aus dritter oder vierter Hand sei oft etwas über die Gesundheit oder Todesfälle in der Verwandtschaft zu erfahren. "Man lebt in Ungewissheit, kann nicht telefonieren, kann sich nicht danach erkundigen, ob Angehörige in diesen Straflagern oder Gefängnissen sind."

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Die Aktivitäten des Weltkongresses der Uiguren würden von chinesischen Auslandsvertretungen verfolgt, sagte Can. Zwar lebten die Uiguren hierzulande frei, aber vonseiten Chinas werde versucht, politische Aktivitäten zu beeinflussen. Manchmal erhielten Mitglieder der uigurischen Gemeinschaft Anrufe von chinesischen Behörden mit dem Angebot, mit ihren Eltern in China sprechen zu können. Dies verknüpften die chinesischen Behörden aber mit Gegenleistungen für die chinesische Regierung.

Mehr als eine Millionen Uiguren werden in Xinjiang in Lagern festgehalten.

Mehr als eine Millionen Uiguren werden in Xinjiang in Lagern festgehalten.

Heiko Maas fordert Konsequenzen

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) forderte Konsequenzen aus den Berichten über die systematische und massenhafte Verfolgung der uigurischen Minderheit in China. "Wenn tatsächlich Hunderttausende Uiguren in Lagern festgehalten werden, dann kann die internationale Gemeinschaft davor nicht die Augen verschließen", sagte Maas der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag). Nötig seien nun Transparenz und "vor allem unabhängiger Zugang zu der Region" etwa für die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte.

Das Internationale Konsortium für Investigative Journalisten hatte unter Beteiligung von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR Dokumente über ein Lagersystem in Xinjiang im Nordwesten von China veröffentlicht. Demnach werden dort etwa eine Million Uiguren gegen ihren Willen festgehalten. Die muslimische Minderheit solle ihrer Religion abschwören und sich der Ideologie der Kommunistischen Partei unterwerfen.

Datenleck belegt Ausmaß der Unterdrückung der Uiguren in China

Ein Datenleck in der chinesischen Regierung hat das Ausmaß der Unterdrückung und Überwachung der muslimischen Minderheit der Uiguren in China offengelegt.

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RND/epd

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