Palmer nach Wahlsieg an die Grünen: „Diese Partei sollte streiten“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/X3SHZMRLP5GDBMLSMUNTKSEBME.jpeg)
Boris Palmer, der alte und neue Oberbürgermeister von Tübingen, kommt nach seiner Wiederwahl auf den Marktplatz und winkt.
© Quelle: Bernd Weißbrod/dpa
Tübingen. Boris Palmer will auch in seiner dritten Amtszeit als Tübinger Oberbürgermeister innerparteilichen Konflikten bei den Grünen nicht aus dem Weg gehen. „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur nach seinem Wahlsieg und zitierte damit einen Spruch des verstorbenen Altkanzlers Helmut Schmidt. „Die negative Bewertung des Wortes Streit halte ich für einen schweren Fehler“, sagte Palmer. „Ich finde, diese Partei sollte streiten.“
Palmer war am Sonntag für weitere acht Jahre gewählt worden. Er setzte sich mit einer absoluten Mehrheit von 52,4 Prozent der Stimmen gegen seine Konkurrenten durch, wie die Stadt am Sonntagabend nach Auszählung aller Wahllokale bekanntgab. Und das gegen den Widerstand der eigenen Partei: Palmer war wegen innerparteilichen Zoffs nicht für die Grünen, sondern als unabhängiger Kandidat angetreten.
Gratulationen und Buh-Rufe
Hunderte Bürger hatten sich am Abend vor dem Rathaus versammelt, um die Auszählung des Ergebnisses zu verfolgen – und um Palmer zu gratulieren. Aber auch Buhrufe waren zu hören. Rund 69.000 Tübingerinnen und Tübinger waren wahlberechtigt. Palmers Konkurrentin Ulrike Baumgärtner, die für die Grünen ins Rennen gegangen war, kam auf 22 Prozent der Stimmen, Sofie Geisel (SPD, von der FDP unterstützt) auf 21,4 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag mit 62,6 Prozent ungewöhnlich hoch.
Drohender Parteiausschluss: Palmer will nicht als Tübingen-OB für Grüne antreten
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer will bei der OB-Wahl seiner Stadt im Herbst nicht als Kandidat der Grünen antreten.
© Quelle: dpa
Palmer appellierte an seine Gegner, das Wahlergebnis zu akzeptieren und sich gemeinsam für Tübingen einzusetzen. An seine Gegner richtete Palmer am Montag versöhnliche Worte: „Lassen Sie uns aufeinander zugehen und nach dem Streit die Hand geben“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. „Die Zeiten, die vor uns liegen, sind schwer genug.“ Man könne sie nur bewältigen, wenn man im Innern stark und einig sei. Dafür wolle er seinen Beitrag in den kommenden acht Jahren leisten, so Palmer.
Zugleich dankte seinen Unterstützern. „Es ist eine ungewöhnliche Situation, ohne Partei im Rücken in einen solchen Wahlkampf zu gehen.“ Die Mitgliedschaft des 50-Jährigen bei den Grünen ruht bis Ende 2023 wegen Streitereien um Tabubrüche und Rassismusvorwürfe. Seine Absicht und sein Angebot sei es, für seine Partei mitzuwerben, miteinzutreten und die Werte, die ihm wichtig seien, hochzuhalten. Ökologie sei das einigende Band der Grünen, das werde er künftig wieder stärker hervorheben.
„Man kann’s ja so sehen: Über 70% wählen auf die ein oder andere Art in Tübingen grün“, schrieb der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf Twitter. Er beglückwünschte Palmer. „Als Ex-Tübinger wünsche ich der Stadt weiterhin viel Öko & mehr Zusammenhalt, zu dem alle ihren Beitrag leisten können.“ Auch der politische Gegner gratulierte: „Als unabhängiger Kandidat ohne Unterstützung seiner Partei eine Wahl zu gewinnen, verdient Respekt und Anerkennung“, schrieb der CDU-Politiker Armin Laschet auf Twitter. Die Studentenstadt Tübingen lasse sich mit 62 Prozent Wahlbeteiligung nicht vorschreiben, wen sie zu wählen habe, betonte der ehemalige CDU-Bundesvorsitzende.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Palmer ist bereits seit 16 Jahren Stadtoberhaupt. Er hatte im Vorfeld erklärt, nicht mehr beim zweiten Wahlgang antreten zu wollen, sollte er in der ersten Runde nicht vorne liegen.
RND/dpa