Tschechiens Präsident Zeman droht Amtsenthebungsverfahren
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Dem tschechischen Präsidenten Milos Zeman droht möglicherweise ein Amtsenthebungsverfahren - er liegt derzeit auf der Intensivstation.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Prag. Dem tschechischen Präsidenten Milos Zeman droht möglicherweise ein Amtsenthebungsverfahren. Senatspräsident Milos Vystrcil teilte am Montag unter Berufung auf einen Bericht des behandelnden Arztes mit, Zeman könne derzeit aus gesundheitlichen Gründen seinen Amtspflichten nicht nachkommen.
Die langfristige Prognose sei zudem „äußerst unsicher“. Dass der 77-Jährige in den nächsten Wochen seine Arbeit wiederaufnehmen könne, sei demnach „wenig wahrscheinlich“, merkte der Chef des Oberhauses an.
Der Präsident kann laut der Verfassung mit einer einfachen Mehrheit in beiden Parlamentskammern auch vorübergehend seiner Amtspflichten enthoben werden.
Tschechiens Regierung verliert Mehrheit im Parlament
Eine wichtige Rolle spielt nun Staatspräsident Miloš Zeman, der laut Verfassung den Ministerpräsidenten ernennt.
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Liberal-konservative Opposition erhielt Mehrheit
Zeman war am 10. Oktober auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht worden - einen Tag nach der Parlamentswahl, bei der die liberal-konservative Opposition eine klare Mehrheit von 108 der 200 Sitze im Abgeordnetenhaus erzielte. Der Präsident spielt eine wichtige Rolle nach der Wahl, weil er den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt.
Der populistische Ministerpräsident Andrej Babis sprach im Rundfunk von „überraschenden Informationen“. Der Leiter des Präsidialamts, Vratislav Mynar, warf Senatschef Vystrcil vor, eigene politische Ziele zu verfolgen und sich wichtigmachen zu wollen.
„So viel Heuchelei (...) habe ich in meinem ganzen Leben nicht erlebt“, sagte der 54-Jährige. Der Krankenhausaufenthalt sei geplant gewesen, Zeman bei der Einlieferung keineswegs bewusstlos gewesen, wie es Medien berichtet hätten. Im Senat soll am Dienstag über das weitere Vorgehen beraten werden.
RND/dpa