Trumps Truppenabzug: Ein Plan aus dem “Playboy”

Gehen oder bleiben? Soldaten der USA vor wenigen Tagen bei der europaweiten Übung "Defender Europe".

Gehen oder bleiben? Soldaten der USA vor wenigen Tagen bei der europaweiten Übung "Defender Europe".

Berlin. Wahrscheinlich ist Angela Merkel an allem Schuld. Als Donald Trump im Frühjahr bei ihr vorfühlte, ob sie sich in diesem Sommer ein G-7-Treffen in den USA vorstellen könne, mit ihm als Gastgeber, lehnte die deutsche Kanzlerin höflich ab – sie verwies auf die Pandemie.

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Seither ist die Wut des Mannes aus dem Weißen Haus auf Deutschland noch weiter gewachsen. Eine Abneigung gegen Land und Leute – und vor allem die Produkte aus Germany – pflegt Trump aber schon seit Jahrzehnten.

Unvergessen ist ein Interview, das er im Jahr 1990 dem “Playboy” gab. Darin sagt er, als damals 43-Jähriger, auf die Frage, was ein möglicher US-Präsident Trump eines Tages als Erstes tun würde: “Viele Dinge. Man müsste härter auftreten. Ich würde eine saftige Steuer auf jeden Mercedes-Benz erheben … Dann hätten wir wunderbare Alliierte.”

USA wollen 12.000 Soldaten aus Deutschland abziehen

Die USA wollten am Mittwoch die Verlegung von etwa 12.000 amerikanischen Soldaten an andere Orte bekanntgeben, hieß es in Regierungskreisen in Washington.

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Auch was Washington jetzt zum Thema Truppenabzug mitteilt, klingt nach einem Plan aus dem “Playboy”. Da muss nichts zu Ende gedacht sein, Hauptsache es klingt erst mal stark.

Was in der Realität passiert, ist die zweite Frage

Klar ist eigentlich nur: Trump will die Deutschen irgendwie bestrafen – und dies seinen Wählern im Wahlkampf verkünden. Spontan werden viele Trump-Anhänger auch erst mal zustimmen: Wurde es nicht Zeit, dass man diesen Deutschen mal eine Lektion erteilt? Was am Ende in der Realität passiert, ist die zweite Frage. Aber nach beinahe vier Jahren Trump hat die Realität ja ohnehin ihre traditionelle Bedeutung verloren.

Der kleine Kreis derer, die noch am Faktischen interessiert sind, rauft sich allerdings schon jetzt die Haare. Denn Trump hat aus dem stolzen Washington ein gigantisches Schilda gemacht.

Der arme Verteidigungsminister Mark Esper musste Dinge aussprechen, von denen jeder Sachverständige ahnt, dass sie keinen Sinn ergeben. Welcher Vorteil soll beispielsweise darin liegen, die komplex strukturierten und in Deutschland sehr gut geschützten amerikanischen Kommandozentralen für Europa, für den Nahen Osten und für Afrika an einen anderen Ort zu verlegen? Man kann auf diese Art viel Geld verbrennen, sonst nichts. Auch die Verlegung von ein paar Tausend Soldaten von Europa in die USA, um sie gegebenenfalls wieder nach Europa zu schicken, bietet der Supermacht weder finanzielle noch militärische Vorteile.

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Trost spendet nur der Blick auf den Kalender

Der Schaden indessen, den Trump für das deutsch-amerikanische Verhältnis anrichtet, ist immens. John F. Kennedy hat einst die Freiheit Berlins verteidigt, Ronald Reagan hat an der Mauer gerüttelt, George Bush senior hat auf umsichtige und seriöse Art geholfen, die Welt zu ordnen nach dem Kollaps der Sowjetunion. Und was hat Trump getan? In Berlin hat er sich nicht ein einziges Mal blicken lassen. Statt eines Botschafters schickte er einen Provokateur. Und nun fängt er auch noch auf den letzten Metern vor der Wahl am 3. November eine Militärpolitik an, deren einziger Zweck darin liegt, die deutsche Seite zu ärgern.

Trost spendet derzeit nur der Blick auf den Kalender. Dass in Washington und Berlin alle noch einigermaßen gefasst reagieren, liegt daran, dass schon in rund drei Monaten gewählt wird. Nicht nur die Europäer und die US-Demokraten, auch immer mehr unzufriedene US-Republikaner richten sich darauf ein, dass dann dem Mann, der seine “Playboy”-Plattheiten nie ganz überwinden konnte, das Heft des Handelns aus der Hand genommen wird.



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