- Startseite
- Politik
-
Dürre 2020: Bauern und Forstwirte befürchten wieder schwieriges Jahr
Trockener April: Bauern und Forstwirte fürchten drittes Dürrejahr in Folge
- Der diesjährige April bescherte den Deutschen viel Sonne und wenig Regen.
- In Zeiten gravierender Beschränkungen durch die Corona-Pandemie ein schwacher Trost.
- Nur nicht für die Bauern – sie warnen vor harten Schlägen durch die dritte Dürre in Folge.
Berlin. Den April haben viele Bauern schon abgeschrieben. Zu trocken. Viele Landwirte hoffen nun auf einen Mai, den sich die meisten Deutschen nicht wünschen: schön feucht.
Kulturen, die im April ausgebracht werden, haben in diesem Jahr zumindest in einigen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns oder Brandenburgs einen ausgesprochen schlechten Start. Zwar sind die Voraussetzungen im diesjährigen April bessere als im vergangenen Jahr, da im Winter mehr Feuchtigkeit gespeichert werden konnte.
Die bange Frage ist nur: Kommt da noch was von oben? Erst Corona, dann das Tauziehen um die Erntehelfer und nun das.
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), die Landwirte schauten “mit großer Sorge” auf die Wetterdaten. “Die fehlenden Niederschläge im März und April haben unsere Böden, egal ob Acker oder Grünland, ausgetrocknet. Wir brauchen dringend einen länger anhaltenden Landregen, damit die Pflanzen sich entwickeln können.” Teilweise würden schon jetzt die Bewässerungsanlagen laufen.
“Würde viele Betriebe noch härter treffen”
Die Bauern, die derzeit in der Kampagne “Wir machen weiter” auf ihre Beiträge zur Versorgung in Corona-Zeiten hinweisen, befürchten durch den milden Winter und die Trockenheit darüber hinaus den vermehrten Schädlingsbefall auf ihren Feldern. Bauernpräsident Rukwied warnt: “Wenn es weiter so trocken bleibt, könnte es wieder ein sehr schwieriges Jahr für die deutsche Landwirtschaft werden. Ein drittes Dürrejahr in Folge würde viele unserer Betriebe noch härter treffen als die letzten.”

Auch der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), Hans-Georg von der Marwitz, warnt vor einer erneuten Dürre. “Unsere Wälder sind in einem alarmierenden Zustand”, sagte er dem RND. “Waldeigentümer und Förster befürchten ein drittes Dürrejahr. Die anhaltende Trockenheit, die hohe Waldbrandgefahr in vielen Teilen Deutschlands, der ausschwärmende Borkenkäfer sind Vorboten dafür.”
Dabei seien die Schäden aus den beiden Vorjahren noch nicht beseitigt, so von der Marwitz weiter. Viele Kahlflächen hätte noch nicht wiederbewaldet werden können, große Mengen an Schadholz müsse jetzt schnell aus den Wäldern geholt werden. “Denn dieses Schadholz ist ein Brandbeschleuniger und damit eine große Gefahr.”
Vieles erinnert an den April 2018
Von der Marwitz betonte: “Die Auswirkungen der Corona-Pandemie verstärken die Krise im Wald: Absatzmärke für das viele Holz fehlen etwa in Asien aufgrund der Grenzschließungen, Pflanzgut musste storniert werden, da die Arbeitskräfte fehlen.”
+++Immer aktuell: Hier geht’s zum Corona-Liveblog+++
Die Befürchtungen kommen nicht von ungefähr: Vieles an diesem April erinnert die Landwirte an die Dürre vor zwei Jahren, als der Frühsommer nach einem Schnee-Einbruch zu Ostern ausbrach und nahtlos in den Hochsommer überging.
Die Verluste waren am Ende gewaltig: Aus acht Bundesländern wurden Ernteausfälle in Höhe von insgesamt 3 Milliarden Euro gemeldet. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) stufte die Trockenheit als ein Ereignis nationalen Ausmaßes ein. Es wurden Hilfsprogramme für in Existenznot geratene Unternehmen aufgestellt.
Im Moment wird die Lage in Klöckners Ministerium aufmerksam beobachtet. “Momentan liegen aber lediglich Prognosen vor, es ist Spekulation – belastbare Vorhersagen für den Verlauf des Sommers gibt es jetzt, Stand Mitte April, noch nicht”, so eine Sprecherin.
Wie wird es dieses Jahr? Seriöse Vorhersagen können maximal die nächsten 14 Tage überblicken, wird beim Deutschen Wetterdienst (DWD) betont. Gleichwohl sehen einige Experten ähnliche Konstellationen wie 2018. “Schon seit mehr als vier Wochen hat es kaum geregnet, in einigen Regionen herrscht bereits die höchste Stufe der Waldbrandgefahr”, sagte ein DWD-Sprecher.
Dies ist vor allem im Osten Deutschlands der Fall. Sollten die Wetterverhältnisse der ersten Aprilhälfte andauern, könnte dieser April als einer der besonders trockenen in die Statistik eingehen. “Die oberste Bodenschicht ist staubtrocken.”
Auch die Nachrichten vom Europäischen Wetterdienst klingen wenig beruhigend. Die Meteorologen dort arbeiten mit einem experimentellen Prognosemodell, das für das nächste halbe Jahr viel zu wenige Niederschläge in ganz Mitteleuropa ermittelte. Das hieße: keine Entwarnung.
Forscher sprechen von 2018 als dem Jahr der letzten Dürre. Sommer und Herbst sind damals trockener gewesen als in allen vorherigen verfügbaren Jahren im Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig seit 1951. Zuletzt war eine derart großflächige Dürre in Deutschland im Jahr 1976 aufgetreten.
Von einer Dürre wird gesprochen, wenn die aktuelle Bodenfeuchte unter den Wert, der nur in 20 Prozent der Jahre in einer langen Zeitreihe erreicht wird, fällt.
/arc-anglerfish-eu-central-1-prod-madsack.s3.amazonaws.com/public/LL6RBPE54NHDRNJMOUBWKXVK7U.png)
Ob das in diesem Jahr wieder so kommt, ließe sich nicht sicher voraussagen, meinen Helmholtz-Forscher wie Andreas Marx. Auf jeden Fall müssten sich Bauern endgültig auf die Folgen des Klimawandels einstellen, betont er in Veröffentlichungen.
Auf diese Weise ruft sich in Pandemiezeiten ein tief greifendes Problem quasi mit einer Staubfahne in Erinnerung: der Klimawandel.
Waldbrandgefahr steigt
Bis zu diesem Freitag sagt der DWD trockenes, sonniges und zunehmend warmes Wetter voraus. Zugleich erhöhen sehr trockene Luft und kräftiger Ostwind die Verdunstung. Das führt zu weiter sinkenden Bodenfeuchtewerten und einer hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahr.
Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies findet die hohe Waldbrandgefahr bereits im April alarmierend. “Die Klimakrise schlägt im dritten Jahr in Folge durch.”
Gibt es Anlass für Hoffnung? Am Wochenende nimmt laut DWD der Hochdruckeinfluss ab und Niederschläge werden lokal etwas wahrscheinlicher. Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt: “Die Regenmengen, mit denen wir ab dem Wochenende rechnen können, dürften vorerst nicht ausreichen, um die aktuelle Trockenheit flächendeckend und nachhaltig zu beenden.”
Ob der Mai nach dem voraussichtlich sehr trockenen April mehr Niederschlag bringt, lasse sich zurzeit noch nicht abschätzen. Die Landwirte setzen nun auf den Mai. Eine Bauernregel besagt: “Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass.”