Twitter löscht Tausende Tweets zu Transgenderdemonstration in Washington
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Das Logo von Twitter ist am Hauptquartier in San Francisco zu sehen.
© Quelle: AP Photo/Jeff Chiu, Fi
San Francisco/Charleston. Twitter hat nach eigenen Angaben Tausende Tweets mit einem Werbeposter für einen „Transtag der Rache“ entfernt. Dabei handelt es sich um eine für kommenden Samstag in Washington D.C. geplante Demonstration für Transgenderrechte. Die Onlineplattform habe mehr als 5000 Tweet und Retweets mit einem Werbeflyer für die Kundgebung automatisch gelöscht, schrieb Ella Irwin, Chefin der Abteilung für Vertrauen und Sicherheit bei Twitter, am Mittwoch in einem Tweet. Das Unternehmen unterstütze keine Tweets, die Gewalt schürten, ganz egal, wer sie poste. „Rache impliziert keinen friedlichen Protest. Die Organisation oder Unterstützung von friedlichen Protesten ist okay“, ergänzte Irwin.
Die Mitteilung erregte den Unmut vieler konservativer Twitter-Nutzer: Sie beklagten, die Regeln seien unfair angewandt worden, zumal sie die Flyer mit der Absicht gepostet hätten, sich gegen das Event auszusprechen.
Aktivisten werfen Twitter fehlgeleitete Logik und Doppelmoral vor
Transgenderaktvisiten wiesen indes darauf hin, dass der „Transtag der Rache“ ein Meme sei, das schon seit Jahren in ihrer Gemeinde im Umlauf sei – und keinen Aufruf zur Gewalt darstelle. Sie warfen Twitter eine fehlgeleitete Logik hinter der Entfernung der Tweets vor. Die Aktionen von Twitter seien das jüngste Beispiel dafür, wie große Techunternehmen bei der Contentmoderation Doppelmoral an den Tag legten, kritisierte Evan Greer, Direktorin der Lobbygruppe Fight for the Future.
Beim Vorgehen gegen Inhalte, die sich gegen Transpersonen richteten, seien sie langsam, jedoch schnell dabei, sie mundtot zu machen, wenn sie ihre Meinung sagten. Mit Content Moderation ist das Aufspüren von obszönen, rechtswidrigen und schädlichen Inhalten auf Onlineplattformen gemeint.
Konservative verknüpfen Demonstration mit Nashville-Shooting
Viele der gelöschten Tweets stammten von konservativen Usern, die die Flyer mit dem Ziel gepostet hatten, die geplante Demonstration mit dem tödlichen Schusswaffenangriff auf eine Grundschule in Nashville zu verknüpfen. Die Bluttat wurde von einer Person verübt, die sich als Transgender identifiziert haben soll. Zu der Attacke mit sechs Toten – drei Kinder und drei Erwachsene – wird noch ermittelt. Stand Mittwochabend (Ortszeit) hatte die Polizei noch keine Angaben dazu gemacht, ob das Geschlecht oder die Genderidentität der Schützin eine Rolle spielte.
Organisatoren des „Transtags der Rache“ wiesen jegliche Verbindung zwischen dem Angriff in Nashville und ihren geplanten Protest zurück. Die Idee zur Aktion sei lange vor der Bluttat entstanden.
West Virginia verbietet Transgenderbehandlung für Minderjährige
In den USA ist das Thema Transgender immer wieder heiß diskutiert – auch in der Politik. Im US-Staat West Virginia trat nun ein neues Gesetz in Kraft. Geschlechtsangleichende Behandlungen für Minderjährige sind dort künftig verboten. Der republikanische Gouverneur Jim Justice unterzeichnete am Mittwoch (Ortszeit) ein entsprechendes Gesetz. Es untersagt Ärzten, Menschen unter 18 Jahren geschlechtsangleichende Hormonbehandlungen und reversible Pubertätsblocker anzubieten. Minderjährige dürfen sich zudem nicht geschlechtsangleichenden Operationen unterziehen, die laut Ärzten in West Virginia ohnehin nicht vorkommen.
Mit dem Schritt schloss sich West Virginia mindestens zehn anderen Staaten an, die Gesetze erlassen haben, die medizinische Behandlungen für junge Transpersonen einschränken oder verbieten.
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Anders als in den anderen Staaten enthält das Gesetz in West Virginia aber eine Ausnahme: Es erlaubt Ärzten, einem Teenager eine Therapie zu verschreiben, wenn bei ihm ein Risiko für eine Selbstverletzung oder Suizid festgestellt wird. Danach kann ein Patient mit Erlaubnis der Eltern und bei einer Diagnose einer gravierenden Genderdysphorie Pubertätsblocker und eine Hormontherapie erhalten.
Genderdysphorie beschreiben Fachleute als eine schwere psychische Not von Menschen, deren Geschlechtsidentität sich von dem Geschlecht unterscheidet, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde.
RND/AP/dpa