Telegram geht gegen Attila Hildmann vor: Kaum mehr als Symbolik
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Telegram hat mehrere Kanäle von Attila Hildmann für den Zugriff aus Deutschland gesperrt. Doch der Antisemit kann dort trotzdem weiter hetzen.
© Quelle: dpa
Berlin. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und auch, dass die Social-Media-Plattform Telegram nun mehrere Kanäle des antisemitischen Hetzers Attila Hildmann für den Zugriff deutscher Nutzerinnen und Nutzer gesperrt hat, sagt erst einmal wenig aus.
Bei manchen Kritikern der bislang ungestört auf Telegram verbreiteten rechtsextremen Hetze sorgte die Meldung für Jubel: Endlich ist Hildmann gesperrt!
Doch nicht alle Kanäle, die der frühere Autor veganer Kochbücher zur Verbreitung seines Hasses nutzt, sind von der Maßnahme betroffen. Außerdem verbreiten unzählige andere Telegram-Kanäle weiter ungefiltert Antisemitismus, Verschwörungserzählungen und strafbare Gewaltaufrufe – ohne dass die Telegram-Betreiber Anstalten machten, dieses Treiben ernsthaft zu unterbinden.
Schon in der Vergangenheit hat Telegram gerade so viel offensichtlich strafbare Hetze gesperrt, dass man dem Netzwerk nicht vorwerfen konnte, gar nichts zu tun. Aber zumindest was Inhalte rechtsextremer Prägung angeht, blieb es stets so wenig, dass der Effekt verpuffte.
Dass Telegram aus eigenem Interesse etwas an diesem Zustand ändert, darf bezweifelt werden. Der politische Druck durch die Bundesregierung, die in der vergangenen Woche erstmals direkt mit Vertretern des Unternehmens sprechen konnte, könnte sich deshalb als erfolgreich herausstellen. Dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
Das Vorgehen gegen Hildmanns Hetze kann noch nicht als glaubwürdiges Indiz für einen Kurswandel herhalten. Es wirkt vielmehr wie ein öffentlichkeitswirksames Feigenblatt, wie ein symbolischer Akt, der dem Netzwerk etwas Ruhe verschaffen soll. Der Druck auf Telegram darf also nicht abreißen – und noch weniger das Vorgehen der Polizei gegen dort verbreitete Hetze und Gewaltaufrufe.