Mehrere Tote bei Anti-Terror-Einsatz der USA im Nordwesten Syriens – darunter auch Kinder
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Ein Mann steht vor einem zerstörten Haus im syrischen Idlib (Archivbild). Spezialeinheiten des US-Militärs haben im Nordwesten Syriens einen Anti-Terror-Einsatz durchgeführt. Anwohner und Aktivisten berichten von mehreren getöteten Personen.
© Quelle: Anas Alkharboutli/dpa
Washington. Spezialeinheiten des US-Militärs haben im Nordwesten Syriens einen Anti-Terror-Einsatz durchgeführt. „Die Mission war erfolgreich“, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, mit. Auf Seiten der USA seien keine Opfer zu beklagen gewesen. Kirby kündigte weitere Informationen zu einem späteren Zeitpunkt an. Unterdessen berichteten Anwohner und Aktivisten von mehreren getöteten Personen. Unter ihnen seien auch Zivilisten, hieß es.
Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Donnerstag, dass 13 Zivilisten bei schweren Gefechtenzwischen der von den USA angeführten Koalition und Terroristen getötet worden seien, darunter auch vier Kinder.
Der Einsatz ereignete sich in der von Rebellen gehaltenen nordwestlichen Provinz Idlib. Mehrere Anwohner berichteten der Nachrichtenagentur AP, sie hätten Körperteile nahe eines Hauses im Ort Atme gesehen. Die Anwohner, die anonym bleiben wollten, berichteten von Hubschraubern, Explosionen und Maschinengewehrfeuer.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien erklärte, es seien neun Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder und eine Frau. Der Bürgerjournalist Ahmad Rahhal, der den Ort besuchte, erklärte, er habe zwölf Leichen gesehen. Berichten zufolge befanden sich weitere Leichen noch unter Trümmern.
Aktivisten berichten von größter Militäroperation seit der Tötung des IS-Chefs Abu Bakr al-Bagdadi
Das Pentagon machte zunächst keine detaillierten Angaben dazu, gegen wen sich der Einsatz richtete und ob dabei Feinde oder Zivilisten getötet oder verletzt wurden. In Idlib befinden sich jedoch unter anderen hochrangige Angehörige der Terrorgruppe Al-Kaida. Anwohner und Aktivisten berichteten von einem großen Bodenangriff und von US-Streitkräften, die mit Hilfe von Lautsprechern Frauen und Kinder aufforderten, das Gebiet zu verlassen. Sie beschrieben den Einsatz als die größte Militäroperation seit der Tötung des IS-Chefs Abu Bakr al-Bagdadi im Oktober 2019.
Die Beobachtungsstelle erklärte, Truppen der US-geführten Koalition seien mit Hubschraubern in dem Gebiet gelandet und hätten ein Haus attackiert. Es sei zu Zusammenstößen mit Kämpfern am Boden gekommen. Auch ein Aktivist in Idlib sagte, es sei zu Zusammenstößen von Kämpfern und US-Militär gekommen.
Der Militäreinsatz erhielt auch in sozialen Medien Aufmerksamkeit. Tweets aus der Region beschrieben Hubschrauber, die im Bereich des Gebäudes Schüsse abgaben. Flugverfolgungsdaten legten zudem den Einsatz mehrerer Drohnen im Bereich der Stadt Sarmada und des Dorfes Salwa in der Provinz Idlib nahe.
Der IS versucht, in Syrien wieder an Boden zu gewinnen
Die Operation erfolgte vor dem Hintergrund von Bemühungen der Terrorgruppe Islamischer Staat, wieder stärker in Erscheinung zu treten. Die Terrorgruppe hatte in der Region zuletzt mehrere Attacken durchgeführt. Bei dem größten IS-Angriff seit dem Zerfall des von der Terrorgruppe ausgerufenen Kalifats im Jahr 2019 wurde ein Gefängnis im Nordosten Syriens angegriffen, um dort einsitzende IS-Angehörige zu befreien. Zehn Tage dauerten die Kämpfe an.
Die von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hatten am Montag erklärt, dass sich das Gefängnis in der Stadt Al-Hassaka wieder vollständig unter ihrer Kontrolle befinde. 120 ihrer Kämpfer sowie Gefängnisangestellte seien bei der IS-Attacke ums Leben gekommen, hieß es. In dem Gefängnis sind mindestens 3000 Angehörige des Islamischen Staats inhaftiert.
Bei einer Pressekonferenz erklärte ein führender Vertreter der SDF, der Angriff auf das Gefängnis sei Teil eines größeren Plans gewesen, den der IS seit langem vorbereitet habe. „Sie wollten eine massive Attacke auf die Region starten, einmal mehr ihren Terror verbreiten und Dunkelheit über die Menschen in der Region verhängen und die Terrororganisation einmal mehr wieder beleben.“
RND/AP/dpa