Durchschnittslohn von Supermarktverkäufern in der Corona-Krise gesunken
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Beschäftigte im Supermarkt werden als „Helden der Krise“ gefeiert, mussten jedoch teilweise mit Einkommensverlusten leben.
© Quelle: Christian Charisius/dpa
Berlin. Verkäuferinnen und Verkäufer in deutschen Supermärkten haben 2020 im Schnitt weniger verdient als im Vorjahr. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die die Linken-Bundestagsfraktion abgefragt hat, und die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegen.
Demnach fiel der durchschnittliche monatliche Bruttoverdienst von Beschäftigten im Einzelhandel mit Waren verschiedener Art in Verkaufsräumen von 1915 Euro im zweiten Quartal 2019 auf 1909 Euro im zweiten Quartal dieses Jahres. Noch deutlicher fiel der Rückgang bei Vollzeitbeschäftigten aus. Für sie sank der durchschnittliche monatliche Bruttolohn von 3411 Euro im zweiten Quartal 2019 auf 3302 Euro im zweiten Quartal dieses Jahres. Das sind 109 Euro oder 3,2 Prozent weniger.
Eine Erklärung sind sinkende Wochenstundenzahlen. Laut Statistik fielen diese bei Vollzeitbeschäftigten zwischen den beiden Vergleichszeiträumen von im Schnitt 38,8 auf 37,7 Stunden - trotz des Kundenansturms während des ersten Lockdowns im Frühjahr.
Bartsch: Bundesregierung muss eingreifen
Der Handelsverband Deutschland (HDE) begründet die gesunkene Wochenstundenzahl mit gestiegener Flexibilität beim Mitarbeitereinsatz in der Krise. Laut Berechnung des HDE ergibt sich auf Grundlage der Daten des Statistischen Bundesamtes eine minimale Steigerung des Bruttostundenlohnes von 18,08 auf 18,11 Euro, was einem Anstieg von 0,2 Prozent entspricht. Der Handelsverband verweist außerdem auf nicht öffentliche Zahlen, wonach der Stundenlohn für Voll- und Teilzeitkräfte zusammen von 18,06 auf 18,25 Euro und damit um 1,05 Prozent gestiegen sei. Zum Vergleich: Die Inflationsrate im Jahr 2019 lag bei 1,4 Prozent.
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte die Lohnentwicklung scharf. „Ist das der Dank für diejenigen, die das Land am Laufen halten? Wir brauchen spürbare Lohnerhöhungen in den Supermärkten für die Heldinnen und Helden des Alltags“, sagte Bartsch dem RND. „Es darf nicht sein, dass sich die Eigentümer von Aldi, Lidl, Rewe und Edeka in der Corona-Krise die Taschen voll hauen, und bei den Verkäuferinnen und Verkäufern, die täglich am Anschlag arbeiten und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, kommt nichts an“, so der Linken-Politiker weiter.
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© Quelle: dpa
Die Bundesregierung müsse gegensteuern, forderte Bartsch. „Wir brauchen einen Lohngipfel im Arbeitsministerium, mehr Tarifbindung und mehr Unterstützung für die Gewerkschaften, die in der Krise wichtige Arbeit leisten“, sagte er. „Arbeitsminister Heil sollte initiativ werden und mit Gewerkschaften und Branchenvertretern das Gespräch aufnehmen.“
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels war irrtümlicherweise eine falsche Klassifikation der Statistik ausgewertet worden. Wir haben diesen Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.