Studie: Frühjahrs-Lockdown hat ernste Folgen für Kindergesundheit

Blick auf das Gebäude der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm.

Blick auf das Gebäude der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm.

Berlin. Der harte, wochenlange Lockdown im Frühjahr hat zu massiven Einschränkungen bei der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen geführt, die deshalb noch heute mit Spätfolgen zu kämpfen haben. Das hat eine Untersuchung der Universität Bielefeld im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit ergeben, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

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Danach fiel während des Corona-Lockdowns im März und April gegenüber dem Vorjahr fast jede zweite Operation (45 Prozent) bei jungen Patienten aus. Gleichzeitig sank die Zahl der Klinikbehandlungen von Kindern und Jugendlichen um 41 Prozent. Die stärksten Rückgänge gab es der Studie zufolge bei Infektionen, Verletzungen, Asthma und bestimmten psychischen Erkrankungen. Kassenchef Andreas Storm forderte, daraus Lehren für den aktuellen Umgang mit der Pandemie zu ziehen.

„Vermehrt schwere und komplizierte Krankheitsverläufe“

Im Frühjahrs-Lockdown wurden in den Krankenhäusern viele nicht dringende stationäre und ambulante Behandlungen zurückgefahren oder ganz eingestellt. Aus Angst vor Ansteckung seien aber auch viele notwendige Untersuchungen nicht oder sehr spät durch die Eltern und Sorgeberechtigten veranlasst worden, sagte der Direktor des Universitätsklinikums für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Bielefeld zu den Studienergebnissen. „Dies hatte zur Folge, dass wir vermehrt schwere und komplizierte Verläufe bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder auch bösartigen Neuerkrankungen erleben mussten“, so der Mediziner.

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Der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, nannte die Entwicklung ein deutliches Warnsignal. „Unser Gesundheitssystem muss Eltern und Kindern die Sicherheit geben, damit sie sich vertrauensvoll versorgen lassen können.“ Es dürfe nicht sein, dass notwendige Behandlungen aus Angst vor Ansteckungen verschoben würden. „In der aktuellen Corona-Diskussion spielt die Kinder- und Jugendgesundheit eine zu geringe Rolle. Das müssen wir ändern, um langfristige Folgeschäden zu vermeiden“, forderte er.

Für die Untersuchung hat die drittgrößte Krankenkasse in Deutschland die bundesweit repräsentativen Abrechnungsdaten der Kliniken von über 750.000 DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren ausgewertet.

Große Rückgänge gab es beispielsweise bei den Behandlungszahlen für Asthma (minus 47 Prozent) und bestimmten psychischen beziehungsweise sozialen Störungen (minus 35 Prozent). „Die dramatischen Behandlungsrückgänge bei ernsten Erkrankungen wie Asthma und psychischen Erkrankungen sind beunruhigend“, sagt der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. „Wir müssen verstärkt untersuchen, welche Auswirkungen die aktuellen und noch geplanten Einschränkungen auf die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen haben“, forderte er.

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