Die politischen Machtspiele gefährden die Gesundheit der Menschen
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Karl Lauterbach (SPD) plädiert an die Länder, die Hotspotregel durchzusetzen.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin. Bei bis zu 300.000 Neuinfektion am Tag ist es unverantwortlich, die Bevölkerung im Unklaren zu lassen, wie es in der Pandemiebekämpfung weitergeht. Sogar der Basisschutz steht nach dem 2. April auf der Kippe. Dabei sind sich Expertinnen und Experten einig, dass etwa die Maskenpflicht den effektivsten Schutz vor einer Infektion bietet. Statt sie weiterzuführen, könnte sie in Deutschland nun in Innenräumen fallen – weil der Bund den Ländern keinen ausreichenden Rechtsrahmen bietet.
Ärger der Länder ist verständlich
Besonders strittig: die Hotspotregel im Infektionsschutzgesetz. Wenn eine Überlastung des Gesundheitssystems droht, können die Länder Regionen zu Hotspots erklären. Doch genaue Kennmarken, ab wann die Lage brenzlig wird, stehen nicht im Gesetz. Die Regierungschefinnen und -chefs der Länder haben zu Recht die Sorge, dass Gerichte die Regel im Nachhinein wieder kippen.
Man kann den Ländern ihren Ärger nicht verübeln. Immerhin kommen aus Berlin kaum Rückenwind und zudem noch unklare Signale. Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärt, die Ministerpräsidenten könnten ganze Länder zu Hotspots erklären, holt die FDP diese Aussage im nächsten Moment wieder zurück.
Es ist haarsträubend, dass die Koalitionspartner in dieser großen Krise keine gemeinsame Strategie haben – und das auch öffentlich zur Schau stellen. Diese politischen Machtspiele schaden nicht nur der Ampel selbst, sondern gefährden auch den Gesundheitsschutz der Bevölkerung.
Corona-Hotspots: Karl Lauterbach will Ländern vier Kriterien vorschlagen
Am Montag beraten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern über die Hotspot-Regel für schärfere Corona-Maßnahmen.
© Quelle: dpa
Für die Zukunft heißt das nichts Gutes. Die Pandemie wird Deutschland noch länger beschäftigen. In ihrer Bekämpfung ist eine klare Linie nötig. Im April soll der Bundestag über die Impfpflicht abstimmen. Eine Mehrheit für einen der Vorschläge gilt Stand jetzt als unwahrscheinlich. Das nächste Debakel zeichnet sich also schon ab. Es könnte darauf hinauslaufen, dass Deutschland im Herbst wieder in einer gefährlichen Lage ist.