Streit im Kosovo: Eskalation verhindern!
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KFOR/Nato-Soldaten beobachten eine neu errichtete Straßenblockade in Mitrovica.
© Quelle: IMAGO/VXimages.com
Berlin. Der Streit um das Kosovo ist uralt und wird in der Legendenbildung bis in das Jahr 1389 zurückgeführt, als bei der Schlacht auf dem Amselfeld (serbisch: Kosovo polje) eine serbische Koalitionsarmee einem osmanischen Heer gegenüberstand. Die Schlacht endete ohne eindeutigen Sieger, und die Auseinandersetzungen zwischen dem christlich geprägten Serbien und dem muslimisch geprägten Kosovo reichen bis in unsere Tage.
Der jüngste Streit entzündete sich in diesem Sommer an Kfz-Kennzeichen und spitzt sich jetzt mit Straßenblockaden und Drohungen zu. Im Konflikt der Neuzeit geht es im Kern darum, dass Serbien nach einem blutigen Krieg, bei dem am Ende die Nato eingriff, die 2008 erfolgte Unabhängigkeitsproklamation der ehemaligen serbischen Teilrepublik Kosovo nicht anerkennt.
Die EU hat es versäumt, Nägel mit Köpfen zu machen
Die EU versucht seit Jahren, eine Befriedung herbeizuführen, indem sie beiden Konfliktparteien eine Beitrittsperspektive in Aussicht stellt. Serbien stellte schon 2009 den Antrag auf Beitritt, doch der Verhandlungsprozess ist in den letzten Jahren fast völlig zum Stillstand gekommen. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic laviert geschickt zwischen der EU und Russland und versucht, alle Optionen offenzuhalten. Serbien trägt die EU-Sanktionen gegen Russland nicht mit, und Moskau benutzt Belgrad als Brückenkopf zur Destabilisierung in Europa.
Die EU hat es in der gesamten Westbalkanregion versäumt, Nägel mit Köpfen zu machen, auch aus Rücksichtnahme auf Einzelinteressen, so etwa im Fall Mazedoniens, wo zuerst Griechenland gegen eine EU-Aufnahme war und dann Bulgarien. Jetzt muss alles getan werden, um eine Eskalation auf der Balkanhalbinsel zu verhindern. Die Nato steht mit 4000 KFOR-Friedenssoldaten im Kosovo, die bisher auch Garant für eine gewisse Stabilität waren. Man kann nur hoffen, dass das so bleibt.