Stichwahl in Montenegro läuft: Gelingt Herausforderer Jakov Milatovic die Wende?
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Menschen warten in einer Schlange vor einem Wahllokal in Montenegros Hauptstadt Podgorica.
© Quelle: Risto Bozovic/AP
Podgorica. In Montenegro wird an diesem Sonntag in einer Stichwahl entschieden, wer neuer Präsident des Balkanlandes für die kommenden fünf Jahre wird. Amtsinhaber Milo Djukanovic ist nicht eindeutiger Favorit, Beobachter räumen seinem Herausforderer Jakov Milatovic die besseren Chancen ein. Der 36-jährige erklärte, er sei „absolut überzeugt, dass ich der neue Präsident des Landes werde, dass die Bürger Montenegros den derzeitigen Präsidenten in die politische Vergangenheit schicken“. Auch er glaube, dass Montenegro in eine neue Ära gehe, „einem demokratischen, europäischen Montenegro für alle und alle seine Bürger“.
Djukanovic sagte bei seiner Stimmabgabe, er glaube, dass in Montenegro eine neue Ära beginne, in der das Land entschlossen auf „seinem Weg europäischer Entwicklung“ voranschreite. „Ich glaube auch, dass wir diese Absicht bei der (kommenden) Parlamentswahl bestätigen werden.“
Knapper Wahlausgang in Montenegro
Ein knapper Ausgang der Parlamentswahl hatte sich in Montenegro bereits in den Umfragen vor der Wahl angedeutet.
© Quelle: Reuters
Amtsinhaber Djukanovic: Dominanz seit Jahrzehnten
Djukanovic hat die Politik in Montenegro seit den 90er-Jahren als Regierungschef und Präsident bestimmt und das Land im Jahr 2006 in die Unabhängigkeit von Serbien und 2017 in die Nato geführt. Sein nächstes Ziel ist die Aufnahme in die EU, was nach der Abwahl von Djukanovics sozialistischer DPS 2020 jedoch ins Stocken geriet.
Die Herrschaft des 61-Jährigen war immer wieder auch von Korruption und Vetternwirtschaft überschattet. Weithin besteht in Montenegro ein Bedürfnis nach neuen und unverbrauchten Personen in der Politik. Eine Wahlniederlage würde für Djukanovic nach jahrzehntelanger Herrschaft den Verlust seiner letzten Machtposition bedeuten.
Stimmungslage begünstigt Milatovic
Sein Herausforderer Milatovic war Wirtschaftsminister in der ersten Regierung ohne DPS-Beteiligung. In der ersten kurzlebigen proserbischen Regierung nach 2020 errang er Popularität, indem er die Löhne erhöhte. Nun wirbt er um Wähler, die genug von etablierten Politikern wie Djukanovic haben. Dessen Ära hat Milatovic bereits für beendet erklärt.
Nach dem Zerfall der Regierung entstand Milatovics Bewegung Europa Jetzt. Er versichert, Montenegro in die EU führen zu wollen, doch Gegner verweisen auf sein enges Verhältnis zur serbisch-orthodoxen Kirche und Kräften, die für enge Bindungen an Serbien eintreten.
Das Präsidentenamt in Montenegro ist repräsentativ. Der Ausgang der Wahl könnte der Partei des Siegers jedoch Rückenwind für die vorgezogene Parlamentswahl am 11. Juni verschaffen. Die rund 540.000 Wahlberechtigten können von 7 bis 20 Uhr abstimmen. Erste Hochrechnungen soll es etwa eine Stunde später geben, das Wahlergebnis dann in der Nacht oder am Montag.
RND/AP/dpa