Umweltministerin Lemke lehnt Atomkraft ab: „Wir reden hier über eine Hochrisikotechnologie“
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Bundesinnenministerin Steffi Lemke (Grüne) lehnt den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken klar ab.
© Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa
Berlin. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat im Bundestag dem Weiterbetrieb von Atomkraftwerken (AKW) eine Absage erteilt. Bei den Haushaltsberatungen am Dienstag sagte sie mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, wo es auch Kämpfe am Atomkraftwerk Saporischschja und dem ehemaligen AKW Tschernobyl gab, solche Geschehnisse machten wieder einmal deutlich, wie riskant diese Technologie sei. „Wir reden hier über eine Hochrisikotechnologie.“
Ergebnis einer Prüfung: Wirtschaftliche Kosten und Risiken überwiegen
Lemke fügte hinzu, dass der Betrieb der drei deutschen Atomreaktoren, die noch am Netz seien, nicht ohne Weiteres verlängert werden könne. Es sei eben nicht so, „als würde man nachts das Licht im Flur brennen lassen“. Der Betrieb könne nach derzeitigen Regelungen höchstens um etwa drei Monate gestreckt werden, ohne dass in Summe mehr Strom produziert, aber zusätzliche Risiken eingegangen würden. Ein längerer Betrieb würde wiederum die Beschaffung von neuen Brennelementen voraussetzen und umfangreiche Sicherheitsprüfungen.
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Das Umweltministerium hatte gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium jüngst geprüft, ob eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken zur Energiesicherheit beitragen könnte. Sie waren zum Ergebnis gekommen, dass die wirtschaftlichen Kosten und Risiken überwiegen, während der Nutzen überschaubar sei.
Kritik an Belgiens Laufzeitverlängerung zweier AKW
Belgien hat sich indes dazu entschlossen, die Laufzeit seiner Atomkraftwerke zu verlängern. Konkret geht es um Block 3 des AKW Tihange nahe der deutschen Grenze und Block 4 des AKW Doel bei Antwerpen. Beide sollen nun zehn Jahre länger als ursprünglich geplant laufen.
Bundesumweltministerin Lemke bedauerte diese Entscheidung, Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Ursula Heinen Esser (CDU) äußerte konkret Kritik: „Angesichts der sicherheitstechnischen Probleme einzelner Reaktoren in der Vergangenheit ist der geplante Weiterbetrieb mit Sorge zu sehen.“
Klage in Brüssel gescheitert
NRW kritisiert seit langem die störanfälligen Reaktoren in Belgien. Auch die Stadt Aachen und die Bundesregierung hatten in der Vergangenheit deswegen mehrfach gefordert, die Reaktoren stillzulegen. Die ältesten stammen aus den 1970er Jahren. Die Städteregion Aachen und ihre Partner in Luxemburg und den Niederlanden waren zuletzt mit Klagen in Brüssel gescheitert. Dabei war es allerdings um den Reaktor Tihange 2 gegangen. Wegen kleiner Risse im Betonschutz des Reaktors ist die Sicherheit des Meilers umstritten.
RND/epd/dpa