Staatschefs beim Klimagipfel: prominentes Schaulaufen mit viel Eigenlob
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Die Staats- und Regierungschefs versammelten sich virtuell zum Weltklimagipfel, zu dem US‑Präsident Joe Biden eingeladen hatte.
© Quelle: imago images/AAP
Washington/Berlin. Die Mienen der mächtigsten Männer und Frauen der Welt waren ernst, aber die Dramaturgie erinnerte eher an den Eurovision Song Contest: Als US‑Präsident Joe Biden an diesem Donnerstag zu dem vom ihm initiierten Onlinegipfel empfing, saß er mit seinem Klimabeauftragten John Kerry und seinem Außenminister Antony Blinken an einem runden Tisch vor einer Videoleinwand im Weißen Haus – und ließ sich einen Staats- oder Regierungschef nach dem anderen zuschalten.
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Der britische Premier Boris Johnson, sein kanadischer Kollege Justin Trudeau, Chinas Präsident Xi Jinping, die Staatschefs von Frankreich und Russland, Emmanuel Macron und Wladimir Putin: Wer Rang und Namen hat, bekam ein paar Minuten Bildschirmzeit, bedankte sich bei Biden zwar nicht für die wunderbare Show, aber für die Einladung, und gab hohe Punktzahlen ab – für die Erreichung der eigenen Klimaschutzziele.
Wortwechsel gab es nicht, dafür viele Zahlen und viel Eigenlob.
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Deutschlands Auftritt
Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte Deutschlands Ehrgeiz, in Ökoenergien zu investieren – und dass bereits im vorigen Jahr 46 Prozent des Stroms von ihnen kam. Mit den anderen EU-Staaten habe sich die Bundesrepublik verbindlich verpflichtet, die Treibhausgase bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken und bis 2050 klimaneutral zu sein. Konkrete Schritte seien etwa der frisch eingeführte CO₂-Preis im Verkehrs- und Wärmesektor und der Kohleausstieg bis 2038.
„Lasst uns gemeinsam einen neuen globalen Standard für Klimaneutralität setzen“, sagte wenig später EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sei die „Lebensversicherung der Menschheit“. Bei der nächsten UN-Klimakonferenz in Glasgow im November müssten alle zeigen, dass sie das verstehen.
2020 wärmstes Jahr in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Das vergangene Jahr war für Europa das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Das teilte der europäische Klimawandeldienst Copernicus in einem Bericht mit.
© Quelle: dpa
Putin lobt eigenen Atomkraftausbau
Zuvor hatte Putin den Klimaschutz trotz politischer Konflikte als verbindendes Element bezeichnet und zu den eigenen Anstrengungen auch den Ausbau der Atomkraft gezählt, „die bekanntlich klimaneutral ist“.
Macron mahnte: „Für das Klima zu handeln bedeutet auch, zu regulieren, und zwar auf internationaler Ebene“, und warb etwa für einen globalen CO₂-Preis. Johnson sagte, die Erholung von der Pandemie könne dafür genutzt werden, um in eine grünere Zukunft zu investieren.
Als erster Staatsgast hatte Chinas Präsident Xi gesprochen, was als wichtiges diplomatisches Signal gilt, da China zugleich größter Wirtschaftskonkurrent der USA und größter Klimasünder des Planeten ist. Xi sagte internationale Kooperation für den Klimaschutz zu, bestand aber darauf, dass Industrieländer und Entwicklungsländer unterschiedlich stark beitragen müssten – und dass China als Entwicklungsland gelten müsse.
Wie er dessen hohen Kohleverbrauch senken wolle, ließ er offen.
Biden will mit dem zweitägigen Gipfel signalisieren, dass sich die USA nach der Amtszeit von Donald Trump wieder um Klimaschutz bemühen – sogar verstärkt: Er kündigte an, sein Land werde die Emissionen bis Ende des Jahrzehnts gegenüber 2005 halbieren und ab 2050 CO₂-neutral sein. Klimaschutz sei auch eine wirtschaftliche Chance, sagte Biden: „Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher.“