Russischer Impfstoff wird zum Renner: Mecklenburg-Vorpommern sichert sich Sputnik

Kisten mit Dosen des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V werden in einem Lagerhaus des ungarischen Pharmagroßhändlers Hungaropharma  geladen.

Kisten mit Dosen des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V werden in einem Lagerhaus des ungarischen Pharmagroßhändlers Hungaropharma geladen.

Schwerin. Wie Bayern sichert sich auch Mecklenburg-Vorpommern noch vor der möglichen EU-Zulassung den Zugang zu dem russischen Corona-Impfstoff Sputnik V.

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Wie Landesgesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Donnerstag in Schwerin mitteilte, hat sich das Land gegenüber Russland eine Option auf eine Million dieser Impfdosen gesichert. „Wir sind aktuell noch in einer Phase, wo es große Abhängigkeiten von noch zu wenigen Herstellern gibt“, begründete Glawe den Vorstoß.

Mecklenburg-Vorpommern versuche auch eigene Wege zu gehen, um das Tempo und die Planbarkeit der Impfungen zu verbessern. „Wir sind interessiert an langfristigen Kooperationen mit Russland. Darüber hinaus prüft das Land, ob im Land ansässige Firmen eine Abfüllung oder Produktion ermöglichen könnten“, sagte Glawe.

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Auch Brandenburg führt Gespräche mit Russland über die Lieferung des russischen Impfstoffs Sputnik V, berichtet die „Märkische Allgemeine“. Ministerpräsident Woidke (SPD) hege in dieser Frage Sympathie für den Vorstoß Bayerns, das sich 2,5 Millionen Dosen per Vorvertrag gesichert hat. Soweit sei man in Brandenburg aber noch nicht.

In Bayern soll eine Firma im schwäbischen Illertissen den russischen Impfstoff produzieren. Eine entsprechende Absichtserklärung für die Produktion und den Import sei unterzeichnet, hieß es. Nach der Zulassung soll der Freistaat 2,5 Millionen Impfdosen erhalten.

Dreyer: Bundesregierung für Beschaffung zuständig

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat bei einem möglichen Einsatz des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V auf die Bundesregierung verwiesen. „Für die Beschaffung des Impfstoffes ist die Bundesregierung zuständig“, sagte Dreyer am Donnerstag in Mainz.

Für die Zulassung des Impfstoffes seien das Einverständnis der europäischen Behörde EMA und eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) Voraussetzung. „Wenn uns der Bundesgesundheitsminister sagt, dass Sputnik zur Verfügung steht, dass er zugelassen ist und durch die Stiko empfohlen ist, dann freue ich mich riesig darüber - und wir werden das dann ganz sicher auch verimpfen.“

Ramelow gegen Alleingänge bei Sputnik V

Genauso sieht es Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Er sehe die Bundesregierung weiterhin in der Pflicht, einen Rahmenvertrag für den Bezug des Impfstoffs für Deutschland zu schließen, erklärte Regierungssprecher Falk Neubert am Donnerstag in Erfurt auf Anfrage.

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Thüringens Regierungschef hatte sich immer wieder dafür ausgesprochen, Sputnik V nach seiner Zulassung in Deutschland einzusetzen. Er habe darüber mehrfach mit Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) gesprochen, so der Regierungssprecher. Ramelow habe deshalb mit Verwunderung auf das Vorpreschen von Bayern reagiert.

Auch in Baden-Württemberg spricht sich die Regierung gegen Alleingänge von Ländern aus. Es gebe ein bewährtes Verfahren, teilte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) laut eines Sprechers am Donnerstag in Stuttgart mit.

Der Bund und die EU kümmerten sich um Beschaffung und Zulassung der Impfstoffe, die Länder seien zuständig für die Verimpfung. „Ich sehe keinen Anlass, daran etwas zu ändern“, so Lucha. Der Minister bezeichnete es mit Blick auf die Impfstoffbeschaffung aber als richtig, „dass der Bund und Minister Spahn jetzt bilaterale Gespräche mit Russland angekündigt haben.“

Garg spricht von „skurrilen Vorschlägen“

Schleswig-Holstein will ebenfalls keinen Sonderweg einschlagen. Gesundheitsminister Heiner Garg sprach am Donnerstag von „skurrilen Vorschlägen“. Auch er verwies auf die Zuständigkeit des Bundes.

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Auch sei Sputnik V in Europa noch nicht zugelassen, sagte der FDP-Politiker. Es gebe in Deutschland eine klare Aufgabenverteilung: Ausschließlich der Bund organisiere die Impfstoffbeschaffung und die Länder seien dafür verantwortlich, dass der Impfstoff in die Oberarme der Menschen kommt.

Er begrüße außerordentlich, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Gespräche mit Russland führen wolle, um mögliche Optionen auszuloten, sagte Garg. „Ich bin der Auffassung, dass Sputnik V, wenn er eine Zulassung hat, genauso behandelt werden soll und zum Einsatz kommen muss wie jeder andere in Europa zugelassene Impfstoff auch.“

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit den Antrag auf Zulassung von Sputnik V in der EU. Im April werden Experten der EMA in Russland zur Begutachtung der Produktion und Lagerung des Impfstoffs erwartet.

Deutschland will EU-weite Anschaffung von Sputnik-Impfstoff
GAZA CITY, GAZA - MARCH 17:  A health worker holds up a dose of the Sputnik V Covid-19 vaccine at Sabha Al-Harazin Clinic on March 17, 2021 in Gaza City, Gaza. Elderly and vulnerable residents of the Gaza strip were among the first to receive doses of the Russian made Sputnik V vaccine that was donated to the Gaza strip by Moscow and the UAE. (Photo by Fatima Shbair/Getty Images)

Die Bundesregierung fokussiert bei dem russischen Impfstoff Sputnik V ein europäisches Vorgehen.

Russland gab das Mittel bereits Mitte August 2020 als weltweit ersten Corona-Impfstoff für eine breite Anwendung in der Bevölkerung frei. Mittlerweile haben in der medizinischen Fachpresse publizierte Daten dem Mittel hohe Wirksamkeit bescheinigt.

RND/cle/dpa

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