Historische Dokumente enthüllen

Adenauer ließ jahrelang die SPD-Spitze bespitzeln

Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU, rechts) zusammen mit Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) am 09.11.1962 im Deutschen Bundestag in Bonn.

Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU, rechts) zusammen mit Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) am 09.11.1962 im Deutschen Bundestag in Bonn.

Berlin. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ hat der erste Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer (CDU), fast zehn Jahre lang mithilfe eines Informanten in der Parteispitze die SPD ausspionieren lassen. Das belegen laut „SZ“ neu entdeckte historische Dokumente. Fast 500 vertrauliche Berichte aus dem SPD-Parteivorstand seien so in das CDU-geführte Kanzleramt gelangt. Entsprechende Akten der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung seien von dem Historiker Klaus-Dietmar Henke ausgewertet und von der Zeitung eingesehen worden. Adenauer war demnach über den Spitzel des Bundesnachrichtendienstes (BND) oft noch am selben Tag über Vorgänge in der Oppositionspartei informiert.

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Dass Adenauer über seinen Staatssekretär Hans Globke und Reinhard Gehlen, den Leiter der nach ihm benannten Organisation Gehlen, innenpolitische Gegner überwachen ließ, war bereits bekannt. Das wohl prominenteste Beispiel ist der spätere SPD-Bundeskanzler Willy Brandt. Die nun ausgewerteten Dokumente offenbaren laut „SZ“ aber eine „neue Dimension“ der Spionage bei der politischen Konkurrenz. Aus der Organisation Gehlen ging 1956 der BND hervor.

Interne Besprechungen waren dem Altkanzler bekannt

Die beiden Hauptlieferanten von vertraulichen Informationen aus der SPD-Spitze waren demnach die beiden Sozialdemokraten Siegfried Ortloff und Siegfried Ziegler. Ortloff arbeitete für den SPD-Vorstand und war dort für die Abwehr kommunistischer Unterwanderung zuständig. Ziegler war Mitglied der Organisation Gehlen sowie SPD-Kreisvorsitzender in Starnberg. Beide lieferten demnach Informationen an Gehlen, die über Globke ihren Weg zu Adenauer fanden.

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So habe Adenauer etwa erfahren, was im SPD-Vorstand über den damals erwogenen Wechsel zum Mehrheitswahlrecht besprochen wurde - oder wer als SPD-Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl antreten würde. Auch die vertrauliche Mitteilung, dass der damalige Parteivorsitzende Erich Ollenhauer bei der Bundestagswahl 1961 nicht erneut als Kanzlerkandidat kandidieren wolle, erhielt Adenauer demnach zeitnah.

RND/dpa

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