„Hätte auch das Zehnfache bestellen können“: Spahn verteidigt Impfstrategie

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Impfkampagne in Deutschland gegen Kritik verteidigt. Es sei lange klar gewesen, dass man anfangs zu wenig Impfstoff habe. Grund für den Engpass sei aber nicht eine zu wenig bestellte Menge, sondern fehlende Produktionskapazitäten. „Ich hätte auch das Zehnfache bestellen können”, sagte er am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin.

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Die gute Nachricht sei aber, es zeichne sich ab, es werde genug Impfstoff in Deutschland für alle geben. Er betonte: “Wir haben genug, mehr als genug Impfstoff für alle bestellt.” Er wiederholte sein Versprechen, allen in Deutschland bis Sommer ein Impfangebot machen zu können. Noch an diesem Mittwoch rechne er mit der Zulassung des Impfstoffes von Moderna. Allein von Moderna und Biontech/Pfizer gebe es 140 Millionen Impfstoffdosen, allerdings nicht sofort.

Spahn: "Haben mehr als genug Impfstoffe bestellt"
 Deutschland, Berlin, Gesundheitsministerium, Statement von Gesundheitsminister Jens Spahn CDU zum Thema Impfen, 06.01.2021 *** Germany, Berlin, Ministry of Health, Statement by Health Minister Jens Spahn CDU on vaccination, 06 01 2021

Deutschland erhält von dem neu zugelassenen Moderna-Impfstoff über die EU 50 Millionen Impfdosen, teilt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums mit.

Das sei nur möglich, weil man schon sehr früh mit der Beschaffung begonnen habe. Er verwies auf die frühe Impfstoffallianz etwa mit der Niederlande und Italien und die Bemühungen auf EU-Ebene. So habe Biontech bereits Mitte des vergangenen Jahres Gelder von der EU bekommen. „Ohne diese Unterstützung wäre der Impfstand jetzt in Deutschland so nicht möglich gewesen.” Zudem sei erst später bekannt gewesen, wie wirksam der Impfstoff von Biontech sein werde.

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Biontech: Neue Produktionsstätte in Marburg

„Die Bundesregierung übernimmt weiter alles, um Biontech zu unterstützen”, sagte Spahn weiter. Darauf habe man sich innerhalb der Bundesregierung verständigt. Wenn nun wie geplant Biontech im kommenden Monat an einem neuen Standort in Marburg die Produktion starte, dann könne das Unternehmen die Impfstoffproduktion massiv ausbauen. “Das führt zu früheren Lieferungen bestellter Dosen.” Es handele sich um einen Rekord beim Aufbau einer solchen Produktionsstätte. Normalerweise dauere dies ein bis zwei Jahre. “In diesem Fall wären es dann wenige Monate.”

Am 27. Dezember sei die Impfkampagne gestartet worden, seitdem seien fast 400.000 Menschen in Deutschland geimpft worden, so Spahn. „Wenn die Pflegebedürftigen und die Ältesten geimpft sind, verliert die Pandemie viel an Schrecken.” Impfen sei der Schlüssel, um diese Jahrhundertpandemie zu bewältigen. Er verstehe deshalb die Ungeduld und dass viele Fragen hätten. Und auch das Unverständnis darüber, dass nicht alles sofort so funktioniere wie erhofft. „Die Wahrheit ist aber auch, dass der Impfstoff weltweit ein knappes Gut ist”. Und deshalb müsse man priorisieren und weite Teile der Bevölkerung um Geduld bitten. “Der Wunsch nach Normalität sollte uns nicht den Blick versperren, was in kurzer Zeit realistisch ist”, sagte Spahn.

Wie entsteht ein Impfstoff?

Nach einem Impfstoff gegen Covid-19 wird unnachgiebig geforscht. Innerhalb von nur einem Jahr war bereits der erste Kandidat in der Zulassungsphase.

Spahn: Vorerst kann sich keiner den Impfstoff aussuchen

Er betonte zudem, es sollen für die Erst- und Zweitimpfungen keine unterschiedlichen Impfstoffe verwendet werden. Davon rate die Ständige Impfkommission klar ab. Es werde „auch ohne Zweifel gehen können”, dass sich Bürger einen Impfstoff aussuchen können, sofern das von den Kapazitäten her irgendwann möglich sei. Solange jedoch Knappheit beim Impfstoff bestehe, gebe es kein Wahlrecht.

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Es hatte Spekulationen geben, Spahn werde die Zuständigkeit für das Impfen entzogen. Spahn betonte, dass das Vertrauen zwischen Merkel und ihm auch in der besonderen Krisenlage groß sei - nach dem Motto: “unter Stress vertrauen”.

Er bezeichnete überdies die neuen Corona-Verschärfungen als „schmerzhaft, aber notwendig”, um die Pandemie zu besiegen und die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Er verwies einmal mehr auf eine Entlastung des Gesundheitssystems und den Schutz der besonders gefährdeten Menschen.

Zuvor hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihren zuständigen Ministern beraten, wie Deutschland rasch an mehr Impfstoff kommen kann. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) sagte im ARD-„Morgenmagazin”, man müsse „alles dafür tun”, dass in Deutschland und Europa genug Impfstoff produziert werde und zur Verfügung stehe. Was der Gesundheit helfe, sei nicht immer gleich wirtschaftlich für die Unternehmen.

Neben Gesundheitsminister Jens Spahn sollten an der Beratung auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier und der Chef des Bundeskanzleramtes Helge Braun (alle CDU) sowie Scholz teilnehmen. Zuletzt hatte die SPD Spahn scharf kritisiert und ihm Fragen rund um das Thema Impfen vorgelegt. SPD-Kanzlerkandidat Scholz wies zurück, dass es dabei vor allem um den Wahlkampf gehe. „Es geht um eine sehr ernste Sache”, sagte er, „nämlich um die Frage, ob wir die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes gut beschützen können.”

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RND/cz/dpa

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