Empörung über „Sophie Scholl“-Vergleich - Ordner soll aus linksextremer Szene stammen
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Polizisten und Teilnehmer der Demonstration der "Querdenker" auf dem Opernplatz in Hannover.
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Hannover. Bei der „Querdenken“-Demonstation gegen die Corona-Maßnahmen am Samstag in Hannover hat eine Rednerin mit einem Auftritt als selbst ernannte „Sophie Scholl“ heftige Reaktionen im Netz ausgelöst.
Auf einem Video ist die 22-Jährige zu sehen, die auf einer kleinen Bühne in der Nähe der Oper zum Publikum spricht. „Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten hier aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde“, sagt sie - und vergleicht sich dabei mit der von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin.
Maas zu Sophie-Scholl-Vergleich: „Unerträgliche Geschichtsvergessenheit“
Zahlreiche Twitter-Nutzer markierten das Video mit „Gefällt mir“. Doch in den Kommentarspalten finden sich auch Empörung und Ablehnung: Die Parallelen zu Sophie Scholl seien verantwortungslos, die Gleichsetzung mit dem Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ zur NS-Zeit sei beschämend.
Außenminister Maas schrieb auf Twitter, solche Vergleiche zeigten „eine unerträgliche Geschichtsvergessenheit“.
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Der Journalist und Youtuber Mirko Drotschmann twitterte:
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Die SPD-Politikerin Derya Türk-Nachbaur schrieb:
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Während des Auftritts der jungen Frau war zudem ein Mann vor der Bühne aufgetaucht und hatte gesagt: „Für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr“ – und gab der Rednerin sein orangefarbenes Leibchen. Nach einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” soll der Mann der linksextremen Szene der Stadt angehören.
Demnach hatten sich Mitglieder der linken Szene unerkannt unter die „Querdenken“-Demo auf dem Opernplatz gemischt. Und sie sollen es als Ordner in die Organisation der „Querdenker“ geschafft haben. Einer dieser falschen Ordner soll der Mann gewesen sein, welcher der Rednerin sein Leibchen gab. Er soll auch bei vielen anderen Demonstrationen in Erscheinung getreten sein. Die Inszenierung habe nach Informationen der Zeitung offenbar vorführen sollen, dass die „Querdenker“-Bewegung gespalten ist.
Die Polizei Hannover hatte vorerst keine Hinweise auf eine Manipulation: “Das war auch kein Sachverhalt, der eine Maßnahme erfordert hätte.” Die Registrierung der Ordner sei Sache der Versammlungsleitung.
„Querdenken“-Protest in Leipzig
Auch in anderen Städten Deutschlands wurde am Samstag gegen die Anti-Corona-Maßnahmen demonstriert. Die Lage blieb überwiegend friedlich. In Leipzig entwickelte sich nach der Absage der Kundgebung jedoch eine „dynamische Lage“, wie es die Polizei nannte. Mehrere Hundert Menschen aus den Lagern von Gegnern und Befürwortern der Corona-Politik standen sich zwischenzeitlich direkt gegenüber. Zur Absage der Kundgebung hatte ein „unvollständiges Attest zur Maskenbefreiung“ des Anmelders der Demo geführt.
Corona-Gegner-Demos: Festnahmen und Angriffe in Leipzig
Zwei Wochen nachdem in Leipzig eine "Querdenken"-Demonstration aufgelöst werden musste, waren diesmal 500 Teilnehmer genehmigt worden.
© Quelle: Reuters
Erste Bilanz der Polizei: eine leicht verletzte Beamtin, zwei Festnahmen, insgesamt 18 Straftaten, darunter zehn Körperverletzungsdelikte sowie drei Landfriedensbrüche. Außerdem seien 113 Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Verstoßes gegen die Sächsische Corona-Schutzverordnung gefertigt worden, berichtet die „Leipziger Volkszeitung“.
RND/dpa/das/no