Sebastian Kurz verteidigt sich bei Rücktrittsrede: „Bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher“
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Österreichs Ex-Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat überraschend seinen Rückzug aus der Politik bekannt gegeben.
© Quelle: Herbert Neubauer/APA/dpa
Wien. Österreichs ehemaliger Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat am Donnerstagmittag seinen Rückzug aus der Politik offiziell bekannt gegeben. Durch die im Raum stehenden Vorwürfe gegen ihn sei seine „hundertprozentige Begeisterung“ für die Politik aber weniger geworden, sagte er auf einer Pressekonferenz in Wien. „Ich will nicht behaupten, dass ich nie etwas falsch gemacht habe. Ich bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher“, so Kurz weiter. Er sei ein Mensch „mit Stärken und Schwächen, mit Fehlern und Erfolgen“.
Österreich: Sebastian Kurz zieht sich aus der Politik zurück
Der frühere österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hat seinen Rückzug aus der Politik bekannt gegeben.
© Quelle: AFP
Er blicke vor allem mit „Dankbarkeit“ auf seine zehnjährige Karriere zurück. Er hoffe, das Land ein Stück weit in die richtige Richtung gelenkt zu haben. „Ich habe stets mein Bestes gegeben und alles versucht.“
Vorwürfe haben „eigene Flamme kleiner werden lassen“
Aktive Politik sei aber vor allem in den vergangenen Monaten kaum möglich gewesen, erklärte Kurz. Stattdessen hätte er in dieser Zeit vor allem Vorwürfe abwehren müssen. So was gehöre in der Spitzenpolitik zwar dazu, dennoch sei es kraftraubend und zehrend. Das hätte die „eigene Flamme kleiner werden lassen“. Er freue sich aber auf den Tag, an dem er vor Gericht beweisen könne, dass die Vorwürfe gegen ihn falsch seien.
Ihm sei die Entscheidung zum Rückzug nicht leichtgefallen. Am Ende habe die Geburt seines Kindes ihn zu dem Schritt bewogen, so Kurz: „Da ist mir aufgefallen, wie viel Schönes und Wichtiges es auch außerhalb der Politik gibt.“
Kurz-Beben: Wird Nehammer nun Bundeskanzler?
Kurz war im Oktober als Regierungschef zurückgetreten, nachdem Korruptionsermittler unter anderem das Kanzleramt und die ÖVP-Zentrale durchsucht hatten. Kurz und einige seiner engen politischen Mitstreiter werden von der Staatsanwaltschaft verdächtigt, manipulierte Umfragen in Medien in Umlauf gebracht zu haben. Dafür sollen öffentliche Mittel abgezweigt worden sein. Unter anderem steht der Vorwurf der Untreue im Raum.
Nach Bekanntwerden des Kurz-Rückzugs mehrten sich in Österreich die Gerüchte, dass Innenminister Karl Nehammer nicht nur den ÖVP-Vorsitz übernehmen soll. Der „Standard“ berichtet mit Bezug auf Informationen aus Regierungskreisen, dass Nehammer auch den aktuellen Bundeskanzler Alexander Schallenberg beerben soll.
RND mit Material der dpa