RND-Umfrage: Kaum Corona-Infektionen an Deutschlands Schulen

Leopoldina empfiehlt Masken im Klassenraum.

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Berlin. Befürchtungen, dass die bundesweite Öffnung der Schulen in voller Klassenstärke nach dem Ende der Sommerferien zu einer unkontrollierten Ausbreitung des Coronavirus führen könnte, haben sich nicht bestätigt. Dies geht aus einer Umfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) unter allen Kultusministerien der Bundesländer hervor. Demnach konnten bis zum Start der Herbstferien durchschnittlich 98 Prozent aller Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen. Auch das Infektionsgeschehen an den Schulen lässt nicht auf das Klassenzimmer als potenziellen Ort für Superspreadingereignisse schließen.

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Erhoben wurden die Zahlen von den Kultusministerien der Länder zum jeweiligen Zeitpunkt vor Beginn der Herbstferien. Demzufolge waren in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern etwa 0,04 Prozent der Schüler mit Covid-19 infiziert. In absoluten Zahlen waren das in Nordrhein-Westfalen nur 853 von rund 2 Millionen Schülern. Etwas höher war die Infektionsrate in Berlin, wo sich etwa 0,07 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit dem Coronavirus infizierten. Sachsen-Anhalt wiederum verzeichnete keinen einzigen Corona-Fall an Schulen.

Auch unter Lehrkräften war das Infektionsgeschehen überschaubar. In NRW waren zum Beispiel 0,1 Prozent, in Berlin 0,14 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer von einer Covid-19-Infektion betroffen.

Bund und Länder verschärfen Corona-Regeln
BERLIN, GERMANY - OCTOBER 14: German Chancellor Angela Merkel wears a protective mask as she arrives to speak to the media following a video-linked meeting between Merkel and Germany's 16 states leaders on October 14, 2020 in Berlin, Germany. Coronavirus infection rates are rising strongly in Germany, with over 5,000 new cases reported yesterday.  (Photo by Hayoung Jeon - Pool/Getty Images)

So soll der rasante Anstieg an Neuinfektionen gebremst werden und eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden werden.

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„Wir haben die Beobachtung gemacht, dass es kein verstärktes oder im Vergleich zur übrigen Gesellschaft erhöhtes Infektionsgeschehen an Schulen oder Kitas gibt“, sagte die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) dem RND. „Infektionen finden ganz überwiegend außerhalb der Schulen und Kitas statt und werden von außen hereingetragen. Schulen und Kitas sind gut regulierte, kontrollierte und in der Pandemie entsprechend sichere Orte.“

98 Prozent nicht von Quarantänemaßnahmen betroffen

Auch die Quarantänemaßnahmen an Deutschlands Schulen haben sich bislang auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau bewegt. So waren zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen am Stichtag 7. Oktober insgesamt 98,1 Prozent der Schüler nicht von Quarantäne betroffen. Unter Lehrkräften lag der Anteil bei 95,7 Prozent. In absoluten Zahlen befanden sich in dem Bundesland an dem Tag 23.327 Schüler und 2084 Lehrer in häuslicher Quarantäne.

Mit 1,76 Prozent der Klassen und 0,5 Prozent der allgemeinbildenden Schulen mussten in Berlin im bundesweiten Vergleich die meisten Schüler auf Anweisung der Gesundheitsämter zeitweise von zu Hause aus unterrichtet werden. Das ebenfalls stark von der Pandemie betroffene Bayern verzeichnete am Stichtag 15. Oktober einen Anteil von rund einem Prozent der Schüler in häuslicher Quarantäne.

Dem RND liegen Zahlen über die von Covid-19-Infektionen oder Quarantänemaßnahmen betroffenen Schüler aus 15 der 16 Bundesländer vor. Thüringens Bildungsministerium meldet, dass eine Statistik derzeit noch erarbeitet werde. Dennoch könne allgemein eingeschätzt werden, dass es in Thüringer Schulen zu keinen schweren Ausbrüchen oder Ansteckungsverläufen gekommen ist, so das Erfurter Bildungsministerium.

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Die Ergebnisse der RND-Recherche decken sich mit einer neuen Studie des Arbeitsmarktforschungsinstituts IZA, die zeigt, dass drei Wochen nach der Wiedereröffnung der Schulen nicht mehr, sondern weniger Neuinfektionen beobachtet wurden als bei geschlossenen Schulen. Mögliche Gründe für die geringe Ausbreitung des Coronavirus in Schulen sind den Forschern zufolge zum einen das bundesweit niedrige Infektionsgeschehen zu Beginn des Schuljahres, zum anderen aber auch die strengen Hygienemaßnahmen, die die Schulen ergriffen haben.

Zudem seien Eltern vorsichtig und behielten ihre Kinder mit einer laufenden Nase lieber zu Hause, anstatt eine erneute Phase des Homeschooling zu riskieren. Inwiefern sich die kalte Jahreszeit auf das Infektionsgeschehen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Denn klar ist: Bei zunehmend kälteren Temperaturen wird auch das Lüften in den Klassenzimmern schwieriger.

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