“Bei aller Freundschaft zu Merz” – Schäuble promotet jetzt Spahn

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in einer Sitzung des Bundestags im März.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in einer Sitzung des Bundestags im März.

Berlin. Es verschiebt sich da was in der Union, und das ist nicht nur die plötzliche Begeisterung über Markus Söder. Im Wettbewerb um den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur schiebt sich ein anderer nach vorne, der sich eigentlich aus dem Rennen genommen hatte: Gesundheitsminister Jens Spahn.

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Im Februar hat er sich auf die Seite des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet geschlagen. Nur eine Teamlösung könne die CDU aus ihrer schweren Krise bringen, so hat er es formuliert.

Nun ist er mit einem anderen als Team aufgetreten: Mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat er der “Zeit” ein Interview über die Zukunft der CDU gegeben.

Und das liest sich auch wie ein Interview über die Zukunft von Spahn. “Er hat einen klaren Kopf, er kann gut kommunizieren und formulieren – und er ist bereit, sich anderen Meinungen zu stellen, darüber zu diskutieren”, sagt Schäuble und kann gar nicht aufhören mit dem Loben: “Er schreckt auch vor Streit nicht zurück. Und er hat den Willen zur Macht.” Den Willen zur Macht – den braucht man für Parteivorsitz und Kanzlerschaft.

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Merz schaut zu, Laschet müht sich

“Ich habe Jens Spahn früh als ein herausragendes Talent erkannt”, sagt Schäuble noch.

Interessant ist das deshalb, weil Schäuble bisher Friedrich Merz unterstützt hat. Er gehörte zu denen, die Merz zur Kandidatur drängten, als Angela Merkel den Parteivorsitz niederlegte. Merz hat dann erstmal gegen Annegret Kramp-Karrenbauer verloren. Aber nach deren Rückzugsankündigung steht er nun wieder parat, zur Begeisterung vor allem von Teilen des Wirtschaftsflügels der Union.

Die Corona-Krise hat nun die Lage etwas verändert: Merz stand ohne Amt und politische Verantwortung sichtbar am Rand, Laschet mühte sich in Krisenbewältigung, verlor aber in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Söder.

Der stellte fest, wer Kanzlerkandidat werden wolle, müsse sich in Krisen beweisen. Es wurde als Spitze gegen Laschet gelesen, war aber ebenso eine gegen Merz.

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Eine Chance für Söder

Spahn, der als Gesundheitsminister im Zentrum der Krise stand, wäre für Söder eine Möglichkeit, auf eine Kanzlerkandidatur verzichten und im einfacher zu regierenden Bayern bleiben zu können: Söder redet viel von Zukunft, die Grünen könnten die Enddreißigerin Annalena Baerbock aufstellen. Da wäre ein Mann Anfang 40 als Kanzlerkandidat eine verlockende Antwort, verlockender jedenfalls auch als der 64-jährige Merz. Auch die Junge Union wäre da mit von der Partie.

Spahn jedenfalls schildert seine Vorstellungen für die Zukunft der CDU – starker Rechtsstaat, weltoffener Patriotismus und solche Stichworte. Er drückt sich um ein Ja oder Nein zur Frauenquote: “Ich befürworte das Ansinnen hinter dem Antrag”, sagt Spahn. Eine Frauenquote sei eine pragmatische Lösung, “solange uns nichts Besseres einfällt”, sagt Schäuble. Es klingt beides deutlich positiver als bei Merz.

Zu dem sagt Schäuble nur wenig. Auf den Hinweis, dass dieser finde, alle sozialen Leistungen müssten auf den Prüfstand, entgegnet Schäuble: “Das müssen sie immer. Es ist ein Satz von allgemeiner Gültigkeit. Aber mehr sagt er dann auch nicht, bei aller Freundschaft zu Friedrich Merz”.

Von Spahn hat sich der Bundestagspräsident einen Satz gemerkt, den er deutlich lieber zitiert. “Wir werden uns in der nächsten Zeit noch öfter gegenseitig verzeihen müssen”, hat dieser in einer Rede zur Corona-Krise gesagt. “Das fand ich unglaublich klug”, sagt Schäuble. Entscheidungen könnten sich immer als falsch herausstellen.

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Es waren Worte von allgemeiner Gültigkeit, die sich auch auf Personalpräferenzen anwenden lassen.

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