„2015 waren welche bei mir“

Schäuble lehnte Putsch gegen Merkel ab: „Wir stürzen nicht unseren eigenen Kanzler“

Wolfgang Schäuble zollte Angela Merkel seinen Respekt: "Sie wäre in Deutschland nicht 16 Jahre Bundeskanzlerin gewesen, wenn sie nicht in Deutschland hoch angesehen gewesen wäre."

Wolfgang Schäuble zollte Angela Merkel seinen Respekt: "Sie wäre in Deutschland nicht 16 Jahre Bundeskanzlerin gewesen, wenn sie nicht in Deutschland hoch angesehen gewesen wäre."

„In der moralischen Besserwisserei sind wir Weltspitze“, monierte Wolfgang Schäuble. Die Deutschen, so erklärte der 80-Jährige am Mittwochabend bei „Markus Lanz“, hielten sich selbst häufig nicht an das, was sie anderen vorschrieben. Ein hartes Urteil eines Politikers, der die Menschen hierzulande kennt wie kaum ein anderer: Seit 50 Jahren ist Schäuble Mitglied des deutschen Parlaments. Unter anderem war er Bundesinnenminister, Finanzminister, Chef des Bundeskanzleramtes sowie Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag.

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In der letzten „Markus Lanz“-Sendung vor einer knapp vierwöchigen Winterpause sprach Schäuble als einziger Gast unter anderem über die gefühlte moralische Überlegenheit, die seiner Ansicht nach auch in der Debatte um die „One-Love-Binde“ bei der Fußball-WM sichtbar geworden sei. „Wir brauchen die Partnerschaft mit Katar. Wir müssen Gas aus Katar beziehen“, mahnte er. Dass Menschenrechts-Symbole in Deutschland zum Politikum gemacht worden seien, sei dementsprechend „irgendwie nicht so richtig glaubwürdig. Es passt nicht zusammen.“

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Schäuble: „Wir brauchen die richtige Balance zwischen Freiheit und Sicherheit“

Die großen Entscheidungen, die in der Politik zu treffen seien, fielen oft „auch ein Stück weit zwischen Sicherheit und Moral“, erklärte Schäuble. Auch im Hinblick auf die kürzlich bekannt gewordenen Putschpläne aus dem Reichsbürgermilieu hob der ehemalige Bundestagspräsident die Bedeutung des demokratischen Gleichgewichts hervor: „Wie ernst immer man diese Umsturzpläne dieser etwas wirren Menschen nehmen muss - wir brauchen auch in der inneren Sicherheit die richtige Balance zwischen Freiheit und Sicherheit.“ Ein Staat, der die Sicherheit nicht gewährleisten könne, könne auch die Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger nicht schützen, warnte Schäuble.

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Putschversuche habe es übrigens auch in den inneren Reihen seiner Partei gegeben, berichtete der einstige Jurist. Sowohl 1989 als auch 2015 seien entsprechende Umsturzpläne an ihn herangetragen worden. Zweimal habe er es abgelehnt, gegen Kanzler zu putschen. „2015, da waren auch welche bei mir“, erinnerte sich Schäuble. Er habe gesagt: „Ich mach das nicht. Wir stürzen nicht unseren eigenen Kanzler, sondern wir stützen unseren Kanzler.“ Merkel, die damals in innerhalb ihrer Partei vor allem mit ihrer Geflüchtetenpolitik auf Widerstand stieß, habe er jederzeit für eine fähige Politikerin gehalten, so Schäuble. „Sie wäre in Deutschland nicht 16 Jahre Bundeskanzlerin gewesen, wenn sie nicht in Deutschland hoch angesehen gewesen wäre.“

Schäuble: „Macht etwas, was euch Freude macht“

Auch Olaf Scholz, dem aktuellen Bundeskanzler (SPD), stimmte Schäuble trotz unterschiedlicher Parteiangehörigkeit zu - zumindest in Sachen Rente. Wie Scholz befürworte auch Schäuble einen möglichst späten Renteneintritt. Erst mit 70 in den Ruhestand zu gehen, sei „nicht schlimm“, befand das CDU-Urgestein. Wichtig sei lediglich die richtige Einstellung: „Junge Menschen wollen Spaß haben. Als älterer Mensch weiß man, dass die Erfüllung des Lebens ist, eine Aufgabe zu haben, die einen ausfüllt.“

Wann er selbst seine Karriere als Politiker beenden wolle, ließ Schäuble offen. Das ZDF-Publikum entließ er indes mit einem Ratschlag in die Nacht: „Sucht euch etwas raus, das ihr im Leben machen wollt. Schaut nicht nach Geld, sondern was euch Freude macht. Mir haben die 50 Jahre in der Politik Freude gemacht und dafür bin ich dankbar.“

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RND/Teleschau

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