Wissensdefizit in Kriegszeiten?
Fachwissen zu Russland und der Ukraine ist seit Kriegsbeginn enorm gefragt. Aber Expertinnen und Experten sehen ein gefährliches Wissensdefizit – in der Bevölkerung, an den Universitäten und in der Folge auch in der Politik.
Seit dem 24. Februar, dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, blickt die Welt auf den Osten Europas. In den Talkshows erklären seither Woche für Woche Expertinnen und Experten, wie es zum Krieg kommen konnte und wie es mit Russland und der Ukraine weitergeht.
Die deutsche Russland- und Osteuropaexpertise scheint groß, die nackten Zahlen zeigen das Gegenteil: Im Jahr 2020 gab es lediglich sechs ordentliche Politikwissenschaftsprofessuren mit einer expliziten Bestimmung für Osteuropa. Das zeigt eine Auswertung der beiden Wissenschaftler Alexander Libmann und Niklas Platzer. Demnach sieht es auch in anderen Fächern nicht besser aus: In den Wirtschaftswissenschaften sowie in Kultur- und Sprachwissenschaften hat sich die Zahl der Osteuropaprofessuren im Zeitraum zwischen 2011 und 2020 reduziert.