Russland sieht Finnlands mögliche Nato-Mitgliedschaft „definitiv“ als Bedrohung
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Kremlsprecher Dmitri Peskow bei einer Pressekonferenz. Im Hintergrund ist Russlands Präsident Wladimir Putin auf einer Videowand zu sehen. (Archivbild)
© Quelle: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa
Moskau. Eine mögliche Nato-Mitgliedschaft Finnlands sieht das Nachbarland Russland nach Kremlangaben „definitiv“ als Bedrohung. „Eine abermalige Ausweitung der Nato macht unseren Kontinent nicht stabiler und sicherer“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Donnerstag.
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Zuvor hatten der finnische Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin sich für einen unverzüglichen Nato-Beitritt ihres Landes ausgesprochen. Es wird nun damit gerechnet, dass sich Finnland in den kommenden Tagen formell zu einem Beitrittsantrag entschließt. Notwendig ist allerdings eine Zustimmung des Parlaments.
In den vergangenen Wochen waren Niinistö und Marin in mehrere Nato-Mitgliedsländer gereist, um über Sicherheitsgarantien in der Zeit zwischen Antragstellung und Aufnahme in die Nato zu sprechen. Finnland hat die längste Grenze mit Russland aller EU-Länder, ist aber kein Mitglied der Nato. Mehr als 1000 Kilometer lang ist die Landgrenze zu Russland. Offen ist, ob auch Schweden einen Aufnahmeantrag einreichen wird.
Russland werde die Folgen eines Nato-Beitritts Finnlands mit Blick auf seine eigene Sicherheit analysieren, sagte Peskow. Kremlchef Wladimir Putin habe ohnehin bereits angewiesen, die Sicherheit der westlichen Flanke Russlands mit Blick auf die Nato-Aktivitäten zu stärken. „Die Nato bewegt sich in unsere Richtung“, sagte Peskow. Alles hänge nun davon ab, wie sich der weitere Prozess der Nato-Erweiterung entwickele und welche militärische Infrastruktur an die Grenzen Russlands verlegt werde, sagte er.
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Es wird damit gerechnet, dass sich Finnland in den kommenden Tagen zu einem formellen Beitrittsantrag entschließt.
© Quelle: dpa
Peskow warf Finnland auch vor, innerhalb der EU unfreundliche Schritte gegen Russland unternommen zu haben. Auch darauf werde Moskau reagieren. Das Außenministerium in Moskau beklagte einen „radikalen Wechsel des außenpolitischen Kurses“ in Helsinki. Ein Beitritt des Nachbarn zur Nato werde den russisch-finnischen Beziehungen schweren Schaden zufügen. „Russland wird gezwungen sein, entsprechend zu antworten - in militärisch-technischer und in anderer Hinsicht -, um den Gefahren mit Blick auf seine nationale Sicherheit Rechnung zu tragen“, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Kremlsprecher Peskow, dass alle Seiten auch weiterhin eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Moskau vermeiden wollten. Solche Äußerungen hätte die Nato selbst, aber auch US-Präsident Joe Biden gemacht.
RND/dpa/scs