Der russische Oblast Samara hat schon beim Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion eine besonders große Kriegslast getragen. Seit einem Jahr befindet sich Russland nun in einem Feldzug gegen die Ukraine – und wieder zahlt Samara einen hohen Blutzoll. Ist es das ebenso wert? Vor Ort darf diese Frage trotz allen Leids nur leise gestellt werden, wie unser Russland-Korrespondent Paul Katzenberger bei einem Besuch der Region zur Kenntnis nehmen musste.
Moskau.Es wirkt, als sei die Stadt erstarrt. Die winterliche Kälte hat die Wolga zufrieren lassen, und das nimmt der Millionenmetropole Samara, die sich am östlichen Hochufer des Stroms 30 Kilometer entlangzieht, die Leichtigkeit, die sie im Sommer ausstrahlt. Davon zeugen die Bars mit ihren nun geschlossenen Freiluftterrassen und die jetzt ungenutzten Sonnenschirmständer auf dem kilometerlangen Stadtstrand, der in der warmen Jahreszeit zum Baden in der Wolga einlädt, die hier eineinhalb Kilometer breit ist und fast wie ein Meer wirkt.