Putins Vision: „Wiederherstellung Russlands als Großmacht“

Wladimir Putin, Präsident von Russland, und Sergei Schoigu (links), Verteidigungsminister von Russland.

Wladimir Putin, Präsident von Russland, und Sergei Schoigu (links), Verteidigungsminister von Russland.

Bis zu 125.000 russische Soldaten sollen an den Grenzen zur Ukraine postiert sein. Manöverübungen, heißt es aus Russland. Die Annahme, Moskau wolle eine Invasion auf sein Nachbarland starten, beantwortet der Kreml seit Monaten mit einem „Njet!“ (Nein). Doch der Westen traut ihm nicht. Dabei erklärte er in Krisengesprächen etwa mit US-Präsident Joe Biden oder Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, dass er die Ukraine dazu bringen wolle, ihre Verpflichtungen für das Krisengebiet Donbass gemäß dem Friedensplan zu erfüllen. Moskau ärgert es, dass Selenskyj offen erklärt hat, dass er nichts von dem Abkommen halte.

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Trotzdem laufen die Gespräche weiter. Auch wenn Kanzler Olaf Scholz an diesem Montag zuerst Selenskyj in Kiew besucht und am Dienstag in Moskau bei Putin ist, wird der Ukraine-Konflikt Topthema sein. Putin dürfte da bei Scholz einmal mehr dafür werben, Russlands Forderungen nach Sicherheitsgarantien ernst zu nehmen.

Ukraine-Konflikt: Russische Kriegsschiffe starten Manöver vor der Krim
 CRIMEA, RUSSIA  FEBRUARY 10, 2022: A view of the BDK-58 Kaliningrad landing ship approaching the Sevastopol main base of the Russian Black Sea Fleet. Her detachment, which also includes the fellow Project 775 vessels Korolyov, Minsk, Georgy Pobedonosets St George the Victorious and Olenegorsky Gornyak Olenegorsk Miner as well as the Project 11711 landing ship Petr Morgunov, has just returned from an interfleet voyage round Europe. A distance of some 7,000 nautical miles covered, they also called at the Syrian port of Tartus, the location of the Russian naval facility. Russian Defence Ministry/TASS VIDEO SCREEN GRAB. BEST QUALITY AVAILABLE. THIS STILL IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS122518

Laut der russischen Nachrichtenagentur Ria haben Dutzende russische Kriegsschiffe in der Nähe der Krim ein Manöver begonnen.

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Die Atommacht sieht sich von der Nato bedroht – und will deshalb etwa ein Vorrücken des Bündnisses in die Ukraine verhindern. Schon lange lösen die vielen Manöver mit Beteiligung von Soldaten der Nato-Staaten sowie die Waffenlieferungen der USA und anderer Staaten an die Ukraine bei russischen Militärs Widerstand aus. „Und aus diesem Begehren heraus ist die jetzige Krise zwischen dem Westen und Russland entstanden“, sagte Gerhard Mangott dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Er ist Politikwissenschaftler und Professor für internationale Beziehungen an der Universität Innsbruck mit den Schwerpunkten Internationale Beziehungen und Sicherheit im postsowjetischen Raum. Sein Forschungsschwerpunkt ist unter andrem die Innen- und Außenpolitik Russlands.

Kriegsangst in Europa: Moskau und Kiew wiegeln ab
13.02.2022, Ukraine, Kiew: Mitglieder einer ukrainischen rechtsextremen Gruppe hören einem Kommandeur zu, bevor sie eine militärische Schulung im Umgang mit Schusswaffen. Nach neuerlichen US-amerikanischen Warnungen vor einer möglichen russischen Invasion der Ukraine in der kommenden Woche hat sich Kiew verwundert gezeigt, sei sich dessen aber bewusst, dass es Risiken gebe. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die US-Warnungen vor einem Krieg um die Ukraine werden dramatischer. Moskau spricht von einer „Propaganda-Kampagne“ ohne Beweise.

„Zurückdrängen des westlichen Einflusses“

„Putin hat eine Vision und eine historische Mission, die er glaubt erfüllen zu müssen, und für die er auch in die Geschichtsbücher Russlands eingehen möchte. Er will Russland als Großmacht wiedererstehen lassen, zumindest militärisch“, erklärt Mangott Putins Motivation im Konflikt mit der Ukraine. Zu dem Wiedererstehen als Großmacht gehöre für Putin auch – und vor allem für die Leute aus dem Sicherheitsapparat – „ein Zurückdrängen des westlichen Einflusses im postsowjetischen Raum“, so der Russland-Experte.

Bereits im Jahr 2000 habe Putin seine zwei großen Visionen für sein Land formuliert. „Erstens die Stabilisierung des russischen Staates, die Stabilisierung von staatlichen Institutionen und damit auch die Abwendung von Separatismus“, zählt Mangott auf: „Und die zweite Vision war die Wiederherstellung Russlands als Großmacht. Wobei damals für Putin noch klar war, dass diese Wiederherstellung Russlands als Großmacht in Kooperation mit dem Westen passieren kann.“ Seit 2000 aber habe sich in der Rezeption des Westens durch Putin sehr viel verändert. „Und seit etwa zehn Jahren sieht er das als einen konfliktorischen Prozess an und nicht als ein kooperatives Unterfangen.“

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Was Russland von einem Krieg hätte

Experten sind sich einhellig sicher, dass Russland nur Nachteile von einem Krieg hätte. Putin warf erst dieser Tage den USA wieder vor, die Ukraine als Spielball für geopolitische Ziele zu nutzen, um Russland zu destabilisieren. Auch Europa wäre von den Schockwellen betroffen. Schon jetzt haben die Landeswährungen in Russland und in der Ukraine an Wert gegenüber dem Dollar verloren. Kapital wandert ab. Investoren zögern. Allein für die Rohstoffgroßmacht Russland wären die wirtschaftlichen Auswirkungen eines weiteren Krieges verheerend.

Putin wolle sich vor allem Respekt verschaffen mit seinem militärischen Aufmarsch, Stärke zeigen, meint der russische Experte Andrej Kolesnikow bei der Denkfabrik Moskauer Carnegie Center. Aber mit einem Krieg könne er nichts gewinnen; und es gebe keinen Mobilisierungseffekt in der Gesellschaft. „Mit Krieg lässt sich das Rating schon nicht mehr verbessern.“

mit Material der dpa

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