Russische Truppen zerstören alle Brücken ins umkämpfte Sjewjerodonezk
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Ein ukrainischer Soldat hält ein Funkgerät während schwerer Kämpfe an der Front in Sjewjerodonezk in der Region Luhansk. Foto: Oleksandr Ratushniak/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
© Quelle: Oleksandr Ratushniak/AP/dpa
Kiew. Die russischen Truppen in der Ukraine erhöhen den Druck auf dien ukrainischen Verteidiger. Nach Kiewer Militärangaben hat die russische Armee am Dienstag an mehreren Stellen in der Ostukraine Sturmangriffe geführt. In der Stadt Sjewjerodonezk werde weiter um jede Straße gekämpft, teilte der ukrainische Generalstab abends mit. Der Feind gruppiere seine Truppen um und versuche Verstärkung heranzuführen.
Sturmangriffe außerdem bei Rubischne und Solote
Russische Sturmangriffe wurden außerdem bei Rubischne im Gebiet Charkiw und bei Solote im Gebiet Luhansk verzeichnet. Bei Berestowe im Gebiet Donezk sei ein solcher Angriff abgewehrt worden, hieß es. Die Militärangaben waren wie meist nicht unabhängig überprüfbar. An fast allen Frontabschnitten im Osten und Süden wurde von schwerem russischen Artilleriefeuer berichtet.
Derweil sollen die russischen Streitkräfte etwa 80 Prozent der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk unter ihre Kontrolle gebracht haben. Die Invasoren hätten die Stadt aber noch nicht abgeriegelt, auch wenn sie alle drei Brücken nach Sjewjerodonezk zerstört hätten, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Dienstag der Nachrichtenagentur AP.
„Es besteht immer noch die Möglichkeit, die Verwundeten zu evakuieren und mit dem ukrainischen Militär und den Anwohnern zu kommunizieren“, sagte der Gouverneur. Die russischen Truppen setzten auf eine Taktik der verbrannten Erde und griffen die Stadt immer wieder mit schwerer Artillerie an. Hajdaj räumte ein, dass die ukrainischen Soldaten in die Außenbezirke von Sjewjerodonezk gedrängt worden seien.
In Sjewjerodonezk, einer Stadt mit rund 100 00 Einwohnern vor dem Krieg, leben noch etwa 12 000 Menschen. Mehr als 500 Zivilisten harren in der Chemiefabrik Azot aus, die nach Angaben von Hajdaj ebenfalls unerbittlich von den Russen beschossen wird. In den vorangegangenen 24 Stunden hätten 70 Zivilisten in Sicherheit gebracht werden können, sagte der Gouverneur. In der Region Luhansk wurden nach Angaben der Behörden zwei Menschen getötet.
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Ein ukrainischer Soldat sucht im Frontgebiet Deckung bei den schweren Kämpfen im Osten des Landes.
© Quelle: IMAGO/NurPhoto
Das russische Militär kündigte einen humanitären Korridor für Mittwoch an. Evakuierte könnten ab Mittwoch auf diesem Weg ins 60 Kilometer nördlich gelegene Swatowo gebracht werden, das von russischen Truppen und prorussischen Separatisten kontrolliert wird, sagte Generaloberst Michail Misinzew, dem die Ukriane Menschenrechtsverletzungen bei der Belagerung von Mariupol vorwirft. Misinzew war damals dort Befehlshaber und wird auch als „Schlächter von Mariupol“ bezeichnet.
Erst rund zehn Prozent der angeforderten Waffen erhalten
Indes beklagt sich die Ukraine über ausbleibende Waffenlieferungen. Nach eigenen Angaben hat das Land erst rund zehn Prozent der von ihr angeforderten Waffen vom Westen erhalten. „Egal, wie sehr sich die Ukraine bemüht, egal, wie professionell unsere Armee ist: Ohne die Hilfe westlicher Partner werden wir diesen Krieg nicht gewinnen können“, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Anna Maljar im ukrainischen Fernsehen. Die schleppenden Waffenlieferungen müssten beschleunigt werden. „Jeder Tag der Verzögerung ist ein weiterer Tag gegen das Leben der ukrainischen Soldaten, unseres Volkes.“ Es bleibe nicht viel Zeit.
RND/AP/stu