Ron DeSantis: Kann Floridas Gouverneur Trump die Kandidatur streitig machen?
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Der neue und alte Gouverneur Floridas, Ron DeSantis, winkt gemeinsam mit seiner Ehefrau Casey nach der Rede zu seinem Wahlsieg bei den Abstimmungen um das Gouverneursamt in seinem Bundesstaat auf einer Veranstaltung in Tampa ins Publikum.
© Quelle: IMAGO/USA TODAY Network
Während große Teile der Republikaner eher verhalten auf die Ergebnisse der Zwischenwahlen in den USA reagierten, hatte ein Mann einen Grund zu feiern: Ron DeSantis. Der amtierende Gouverneur des Bundeststaats Florida konnte sein Amt verteidigen – und das mit einem beachtlichen Ergebnis von fast 60 Prozent der Wählerstimmen. Sein demokratischer Konkurrent Charlie Crist hatte kaum eine Chance.
Einmal mehr wird DeSantis nun als möglicher Präsidentschaftskandidat 2024 gehandelt, was ihn zu einem direkten Konkurrenten von Donald Trump machen könnte, sollte dieser seine Kandidatur tatsächlich bald verkünden. Sollte DeSantis dann auch antreten, werden ihm derzeit große Chancen eingeräumt. Denn er gilt als „Trump mit Hirn“, so zumindest bezeichnen ihn US-Medien. Wer ist der Mann?
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© Quelle: Reuters
DeSantis: „Florida ist der Staat, wo ‚woke‘ sterben wird“
Auf den ersten Blick scheint sich DeSantis von Donald Trump ideologisch kaum zu unterscheiden. Wie der Ex‑Präsident, den er 2018 um einen unterstützenden Tweet für seine Gouverneurskandidatur anbettelte, propagiert seine jüngere Kopie die „America First“-Ideologie und wettert gegen Einwanderung, die Biden-Regierung, die Techkonzerne an der Westküste, die Medien und linke Identitätspolitik.
„Wir werden uns niemals der ‚woken‘ Agenda unterwerfen“, wetterte er im Wahlkampf vor den Midterms. „Florida ist der Staat, wo ‚woke‘ sterben wird.“ Als die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 auch in den Vereinigten Staaten wütete, nutzte DeSantis sie zu seiner eigenen Profilierung. Er kämpfte gegen Lockdowns und verbot in seinem Bundesstaat Masken- und Impfmandate. Und er rief kaum verhohlen zu Gewalt gegen Trumps damaligen Corona-Experten Anthony Fauci auf: „Jemand sollte diese kleine Elfe packen und in den Potomac schleudern.“
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Ein „kalkulierter und kaltblütiger“ Mann Gottes?
Der Grundton seiner demagogischen Reden ist also stets aggressiv. Es fehlen der gelegentliche Witz und die anekdotischen Ausschweifungen der Trump-Vorträge, aber auch dessen dauernde Selbstbespiegelung und rückwärtsgewandte Beschäftigung mit der verlorenen Wahl 2020. Der Mann italienischer Abstammung, der an den Eliteuniversitäten Yale und Harvard studierte und im Irak-Krieg im Einsatz war, gilt als deutlich disziplinierter und geschickter als der von seinem Narzissmus getriebene Ex‑Präsident. Einstige Kommilitonen beschreiben ihn als „kalkuliert und kaltblütig“. Sein Wappentier im Wahlkampf war ein Alligator mit weit aufgerissenem Maul.
Wie auch Trump biedert sich DeSantis außerdem bei den christlichen Gemeinschaften in den USA an. „Am achten Tag blickte Gott auf sein Paradies und sagte: ‚Ich brauche einen Beschützer‘“, beginnt ein Wahlwerbespot des Republikaners. „Also schuf Gott einen Kämpfer“, sagt der Erzähler, während ein Schwarz-Weiß-Bild von DeSantis über den Bildschirm flimmert. Gleich zehnmal wird das Wort „Gott“ in dem knapp zweiminütigen Clip erwähnt, den DeSantis’ Frau Casey auf Twitter teilte.
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Trump wittert die Bedrohung
Mit dem Erfolg bei den Midterms sowie den andauernden juristischen Querelen Trumps hat sich für DeSantis nun ein Fenster geöffnet. Der 44‑Jährige schließt solche Ambitionen ausdrücklich nicht aus. Dass er bei den Midterms als Regierungschef von Florida wiedergewählt wurde, hilft ihm sehr. Und schon zuvor schien seine Kampagne viel mehr zu sein als der bloße Kampf um die Wiederwahl – nämlich ein Probelauf für das Rennen ums Weiße Haus.
Man habe in Florida nicht nur eine Wahl gewonnen, triumphierte DeSantis am Wahlabend, sondern gleich „die politische Landkarte neu geordnet“. Und auch hier prügelte DeSantis rhetorisch auf die linke Identitätspolitik ein. Gemeinsam mit seiner Wählerschaft hätte er die „woke Ideologie“ zurückgewiesen. Man bekämpfe die „Woken“ in der Gesetzgebung, in den Schulen und großen Konzernen. „Wir werden niemals aufgeben“, rief er seinem jubelnden Publikum entgegen. „Zwei weitere Jahre“, riefen seine Anhängerinnen und Anhänger zurück – und das, obwohl die Amtszeit eines Gouverneurs vier Jahre beträgt. Doch schon 2024 stehen die Präsidentschaftswahlen an.
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Und Donald Trump wittert die Möglichkeit einer erfolgreichen Kandidatur seines Rivalen aus Florida offenbar auch schon. Denn bereits vor Schließung der Wahllokale am Dienstagabend drohte Trump seinem Rivalen mit unangenehmen Enthüllungen, sollte DeSantis seine Kandidatur verkünden. Er könne über den Gouverneur Floridas „Dinge erzählen, die nicht besonders schmeichelhaft sind“, sagte Trump dem TV-Sender Fox News. „Ich weiß mehr über ihn als jeder andere – mit Ausnahme vielleicht seiner Frau.“
DeSantis ist sich seiner vielleicht einmaligen Chance bewusst
Was macht DeSantis angesichts dessen? Er distanziert sich immer weiter vom allzeit polternden Ex-Präsidenten – aber im Verborgenen. Laut dem US-Sender CNN warnte DeSantis zuletzt seine Spender, dass Trumps Polarisierung ein Hindernis für die Durchsetzung konservativer Prioritäten sei. Dass Trump und dessen Kandidaten bei den Zwischenwahlen kaum überzeugende Ergebnisse erzielten, spielt DeSantis nun zusätzlich in die Karten.
Laut US-Medienberichten hält sich DeSantis mit Blick auf eine mögliche Kandidatur selbst gegenüber Mitstreitern bedeckt. Lediglich seinen engsten Kreis – der vor allem aus seiner Ehefrau besteht – lasse er an seinen Überlegungen teilhaben. Erwartet wird jedoch, dass der Gouverneur versuchen wird, auf einer Welle konservativer Gesetzesvorhaben ins Weiße Haus zu reiten. Abtreibungsrechte in Florida könnten weiter eingeschränkt werden, während das öffentliche Tragen einer Schusswaffe erleichtert werden könnte. DeSantis’ Erdrutschsieg sowie die errungenen Mehrheiten der Republikaner in beiden Parlamentskammern ermöglichen das.
Doch das Zeitfenster für DeSantis könnte klein sein: Jeder Fehltritt im Amt, jede Enthüllung eines Skandals könnte ihm einer möglichen Kandidatur ums Weiße Haus berauben. Laut CNN hält es ein Vertrauter des Gouverneurs für möglich, dass er noch bis Januar – wenn seine zweite Amtszeit in Florida beginnt – mit einer Entscheidung warten wolle. US-Präsident Joe Biden zumindest blickt betont entspannt auf eine mögliche Kandidatur des Hardliners aus dem „Sunshine State“. Auf die Frage, ob Trump oder DeSantis der härtere Konkurrent um die Präsidentschaft wäre, antwortete Biden: „Es würde Spaß machen, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig bekämpfen.“
RND/sic/doe