Barmer-Report: Riskante Medikamente für Frauen gefährden Ungeborene
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Allein bei der Barmer erhielten im Jahr 2018 fast 154.000 Frauen zwischen 13 und 49 Jahren sogenannte teratogene Arzneimittel. Sie können zu Fehlbildungen des Embryos führen.
© Quelle: Caroline Seidel/dpa
Berlin. Rund 60 Jahre nach dem Contergan-Skandal bekommen in Deutschland noch immer viele Frauen im gebärfähigen Alter Medikamente verschrieben, die zu Fehlbildungen des Embryos führen können. Das geht aus dem neuesten Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer hervor, der am Donnerstag veröffentlicht werden soll und dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorab vorliegt.
Danach erhielten allein bei der Barmer im Jahr 2018 fast 154.000 Frauen zwischen 13 und 49 Jahren sogenannte teratogene Arzneimittel. Selbst während einer Schwangerschaft wurden derartige Medikamente verschrieben: 663 von 66.500 bei der Barmer versicherte Frauen, die 2018 eine Entbindung hatten, wurden diese Präparate im ersten Schwangerschaftsdrittel verordnet.
Kassenchef fordert bundeseinheitlichen Medikationsplan
Grundsätzlich sei die Verschreibung von Teratogenen vor einer Schwangerschaft nicht das Problem, vor allem dann nicht, wenn verhütet werde, sagt Kassenchef Christoph Straub dem RND. „Spätestens mit Eintritt der Schwangerschaft darf aber kein Teratogen mehr zum Einsatz kommen. Genau genommen muss der Schutz des ungeborenen Kindes bereits davor beginnen”, mahnte er.
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Deshalb sollten auch Frauen im gebärfähigen Alter, die ständig Medikamente einnehmen müssten, einen Rechtsanspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan erhalten, forderte Straub. Damit könne das Risiko für das ungeborene Leben massiv reduziert werden. Derzeit werde die Arzneimitteltherapie aber nur unzureichend dokumentiert.
„Das führt zu gefährlichen Informationslücken zu Beginn der Schwangerschaft“, warnte der Kassenchef. Vor allem für Gynäkologinnen und Gynäkologen sei es schwer bis unmöglich, rechtzeitig Teratogene abzusetzen, so Straub.
Diese Medikamente sind riskant
Zu den bekannten Teratogenen gehört zum Beispiel der zur Behandlung von Epilepsie eingesetzte Wirkstoff Valproinsäure. Das Präparat kann unter anderem das zentrale Nervensystem des Ungeborenen sowie Herz, Gaumen, Extremitäten, Genitalien und das Gesicht schädigen.
Ähnliche Risiken bestehen bei Carbamazepin, das zur Behandlung von Nervenschmerzen genutzt wird. Die Gefahr der Bildung einer Gaumenspalte besteht bei Topiramat. Das Medikament wird zur Migräneprophylaxe eingesetzt. Es ist aber auch deshalb sehr beliebt, weil es zu Gewichtsverlust führt.