Das Rentenalter ist der Elefant im Raum
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Braucht Deutschland eine Rentenreform – und, wenn ja, welche?
© Quelle: dpa
Berlin. Das Sprachbild vom „Elefanten im Raum“ beschreibt ein großes Problem, das für viele Menschen eigentlich offensichtlich ist – und das dennoch von den meisten ignoriert wird. Auch in der deutschen Rentenpolitik gibt es einen solchen Elefanten im Raum. Es ist die Frage, in welchem Alter jemand regulär und ohne Abzüge in Rente gehen kann.
Erfreulicherweise steigt die Lebenserwartung der Menschen. Über den weniger erfreulichen Teil – nämlich dass logischerweise ein Teil dieser zusätzlichen Lebenszeit mit Arbeit verbracht werden muss – sprechen Politiker nicht gern.
Daher ist es gut, dass der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium nun einen Vorstoß zu dem Thema unternommen hat. Der Vorschlag, den die Wissenschaftler machen, ist gleich in zweierlei Hinsicht zu begrüßen. Erstens, weil sie den Mut aufbringen, auf die Notwendigkeit einer höheren Lebensarbeitszeit hinzuweisen. Und zweitens, weil sie eine Lösung skizzieren, die es der Politik – wenn sie sich einmal zu einer Reform durchgerungen hat – künftig erheblich leichter machen könnte.
Die Idee ist so einfach wie überzeugend: Die Entwicklung des Rentenalters und der Lebenserwartung könnten aneinander gekoppelt werden. Und zwar so, dass bei einem Anstieg der allgemeinen Lebenserwartung festgelegt ist, wie viel Zeit davon in das Erwerbsleben und wie viel in die Ruhestandsphase geht.
Dieser Automatismus würde dazu führen, dass die jeweils angebrachte Anpassung auch tatsächlich passiert – ohne dass die Politik aus Angst vor den Wählern immer viel zu lange warten würde.
Für diejenigen, die nicht so lange arbeiten können, müssen funktionierende Ausnahmeregelungen geschaffen werden. Gleichzeitig braucht es den Willen der Unternehmen, ältere Arbeitnehmer tatsächlich lang im Betrieb zu halten und von ihrer Erfahrung zu profitieren.