Reaktionen auf Beirut: Entwicklungsministerium prüft Aufstockung der Hilfen

Nach der Explosion vom Dienstag zeigt der Hafen von Beirut ein Bild der Verwüstung.

Nach der Explosion vom Dienstag zeigt der Hafen von Beirut ein Bild der Verwüstung.

Berlin. Mit Entsetzen und Hilfsbereitschaft reagiert das politische Berlin auf die schwere Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Das Bundesentwicklungsministerium kündigte an, eine Aufstockung der Hilfen für das Land zu prüfen.

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“Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit wird den Libanon in dieser schwierigen Lage nicht alleinlassen. Derzeit prüfen wir, wie unser laufendes Engagement etwa in den Bereichen Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung gesichert und möglichst verstärkt werden kann”, sagte Entwicklungsstaatssekretär Martin Jäger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). “Die Nachrichten aus Beirut sind erschreckend. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung”, betonte Jäger.

Auch SPD-Chef Norbert Walter-Borjans versprach, sich für Hilfszahlungen starkzumachen. “Der Libanon ist ein Land, das schon durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise hart getroffen wurde. Es braucht dringend internationale Hilfe! Wo wir unseren Teil dazu beitragen können, dass Hilfsgüter das Land schnell erreichen, werden wir das tun”, sagte Walter-Borjans dem RND.

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Es gelte, den Menschen in Beirut schnell Unterstützung zuteilwerden zu lassen. “Die Krankenhäuser sind überfordert. Medizinische Versorgung und Aufrechterhaltung der Infrastruktur stehen jetzt an erster Stelle”, so der Sozialdemokrat weiter.

Die Berichte aus Beirut nannte Walter-Borjans “schrecklich”. Die Ausmaße der Zerstörung seien kaum vorstellbar. “Die Bilder von der Explosion wecken Erinnerungen an die Aufnahmen von den Atombombentests des vergangenen Jahrhunderts”, sagte der SPD-Chef. “Meine Gedanken sind bei den Verletzten, den Getöteten und ihren Familien und Angehörigen.”

Gahler fordert mehr Engagement der EU

Michael Gahler (CDU), Außenpolitik-Experte der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europaparlament, warnte vor einem Kollaps des Libanon und forderte ein stärkeres Engagement der Europäischen Union in der Region. “Der Libanon steht seit vielen Jahren vor großen Herausforderungen. Jeder fünfte Einwohner ist ein Flüchtling. Auch die politische Lage ist kompliziert”, sagte Gahler dem RND.. “Wir müssen alles tun, damit das Land nicht zusammenbricht”, fügte er hinzu.

Europa müsse sich künftig viel stärker als bisher in der konfliktreichen Region einsetzen und eine Mittlerrolle übernehmen, forderte Gahler. “Wir haben allen Anlass, uns nach dieser Katastrophe noch aktiver einzubringen und als ehrlicher Makler allen politischen Kräften in der Region zur Verfügung zu stehen”, sagte er wörtlich. “Es reicht nicht aus, eine Situation zu bedauern. Wir müssen in unserer direkten Nachbarschaft eingreifen - im Interesse der betroffenen Menschen, aber auch in unserem eigenen Intersse”, so der Europaabgeordnete weiter. “Wenn wir in Krisengebieten immer nur kommentierend tätig sind, sollten wir uns nicht wundern, wenn wir von den Folgen wie Flucht oder Terrorismus betroffen sind.

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Der außenpolitische Sprecher der Grünen im Deutschen Bundestag, Omid Nouripour, forderte die Bundesregierung auf, dem Libanon Hilfe bei der Aufklärung der Ursache der Explosion in Beirut anzubieten. “Es muss geklärt werden, was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist”, sagte Nouripour dem RND. “Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass etwas vertuscht wird, denn auch das könnte die Lage wieder destabilisieren. Die Bundesregierung sollte prüfen, ob sie – neben den sonstigen Hilfsangeboten – auch bei der Aufklärung helfen kann, zum Beispiel mit Statikern und anderen Experten.”

Deutschland genieße großes Vertrauen im Libanon und würde “als Garant für eine sorgfältige Untersuchung wahrgenommen”.

Bei der Hilfe für den Libanon gehe es “um die Stabilität des Landes und auch der gesamten Region”, so der Grünen-Politiker weiter.

Er forderte die libanesische Regierung auf, auch das Hilfsangebot Israels anzunehmen. “Es ist großartig, dass der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz und der Außenminister Gabi Aschkenasi Hilfe angeboten haben. Es wäre ein starkes Signal der libanesischen Regierung, diese Hilfe auch anzunehmen. Sie würde damit zeigen, dass es hier jetzt erst mal nicht um Macht und Politik geht”, sagte er.

Steinmeier zeigt sich betroffen und schockiert

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun nach der verheerenden Explosion in Beirut kondoliert. Der Bundespräsident schrieb: “Betroffen und schockiert habe ich die Nachricht von der schweren Explosion im Hafen von Beirut erhalten. Die Bilder von der gewaltigen Zerstörung mitten in der Stadt haben mich zutiefst erschüttert.”

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Im Namen der Bundesrepublik Deutschland spreche er dem libanesischen Präsidenten und dem Land “mein tiefes Beileid” aus. “Ihnen und Ihren Bürgerinnen und Bürgern wünsche ich in diesen schweren Stunden Stärke und Zuversicht. Gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie wiegt diese Katastrophe besonders schwer.”

Deutschland werde tun, was es könne, um den Menschen im Libanon zur Seite zu stehen. “Meine besondere Anteilnahme gilt den Familien und Freunden der Opfer, denen ich mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen möchte. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung.”

Merkel sagt dem Libanon schnelle Hilfe zu

Bereits am Dienstag hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas dem Libanon nach der verheerenden Explosion mit zahlreichen Toten in Beirut schnelle Hilfe zugesagt. “Mit großer Bestürzung habe ich von der schweren Explosion in Beirut erfahren, die zahlreiche Opfer gefordert hat”, heißt es in einem Kondolenzschreiben Merkels an den libanesischen Regierungschef Hassan Diab. Den Opfern sprach die Kanzlerin ihr Mitgefühl aus. “In dieser schweren Zeit können Sie auf die Hilfe und Unterstützung der Bundesregierung zählen”, betonte Merkel.

Ähnlich äußerte sich Maas bei “Bild”: “Ich bin mit meinem libanesischen Kollegen dazu in Kontakt, wie Deutschland jetzt schnell und unbürokratisch helfen kann, und habe ihn gefragt, was am nötigsten gebraucht wird”, sagte er. Kräfte des Technischen Hilfswerks würden möglichst noch am Mittwoch nach Beirut aufbrechen, um bei der Suche nach Vermissten zu helfen.

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“Mit der Bundeswehr und unseren humanitären Helfern schauen wir, wie wir weitere Hilfe für die Aufräumarbeiten und Versorgung der Zivilbevölkerung bereitstellen können.” Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu fassen, sagte Maas. “Die Bilder der Verwüstung in Beirut treffen uns mitten ins Herz, sie schmerzen.”

RND/mit dpa

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