Rassismusvorwürfe bei Rettungsdiensten: Johanniter und Malteser äußern sich
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Bei den Johannitern und anderen Rettungsdiensten soll es laut einem Medienbericht ein Problem mit Rassismus und Rechtsextremismus geben.
© Quelle: Lino Mirgeler/dpa
Der Rettungsdienst hat laut einem Bericht der Tageszeitung „taz“ teilweise ein Problem mit Rassismus und Rechtsextremismus. Demnach sind bundesweit mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch rassistische Aussagen und Verhaltensweisen aufgefallen.
Das Blatt nennt einige besonders drastische Vorfälle bei den christlichen Hilfsorganisationen Johanniter und Malteser. Auf einer Rettungswache bei den Maltesern soll dem Bericht zufolge ein Rettungsdienst-Mitarbeiter geäußert haben, er würde Geflüchtete lieber anzünden, als einem von ihnen zu helfen. Mehrere Kolleginnen und Kollegen sollen dies mitgehört haben. Zudem würden bei der katholischen Hilfsorganisation auch in Chatgruppen rassistische und sexistische Inhalte verbreitet.
Bei den Johannitern in Köln seien die Geburtstage von Adolf Hitler und weiteren Nazi-Größen in einen Wandkalender eingetragen worden. Zudem gebe es dort Verbindungen zu den „Reichsbürgern“ und zur Identitären Bewegung.
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Laut der Zeitung seien einige der in Köln durch rassistisches und menschenfeindliches Verhalten aufgefallenen Mitarbeiter noch immer bei dem Rettungsdienst. Ein Mitarbeiter, der die Vorfälle 2020 intern gemeldet hatte, sei dagegen entlassen worden.
Nicht-weiße Menschen sollen schlechter behandelt worden sein
Die „taz“ berichtet zudem von mehreren Fällen, bei denen nach den Aussagen von Rettungskräften nicht-weiße Patientinnen und Patienten schlechter behandelt worden seien. Demnach seien Schmerzen bei nicht-weißen Menschen oder Personen mit vermeintlich ausländischem Namen nicht ernst genommen worden. Es kursieren demnach unter den Rettungskräften die rassistischen Begriffe „Morbus Bosporus“ oder auch „Morbus Mediterraneus“, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund Scheindiagnosen ausgestellt würden. Dabei werde unterstellt, dass sie simulieren oder übertreiben.
Die Malteser und die Johanniter rücken jedes Jahr zu Hunderttausenden von Rettungseinsätzen aus. Gegenüber der „taz“ räumte eine Sprecherin der Johanniter ein: „Aus heutiger Sicht müssen wir konstatieren, dass es im Sommer 2020 erkennbar Fehlentwicklungen und Fehlverhalten in der Rettungswache gegeben hat.“
Organisationen leiten erneute Untersuchungen ein
Am Samstag ergänzte eine Johanniter-Sprecherin gegenüber dem WDR, die Vorwürfe seien bereits 2020 umfassend untersucht worden, doch ohne Ergebnis. Die Organisation sicherte eine erneute, umfassende Untersuchung zu. „Zugleich verwahren wir uns gegen eine Pauschalverurteilung unserer Mitarbeitenden und des gesamten Rettungsdienstes“, so die Sprecherin.
In einem Tweet positionierte sich die Organisation am Samstag gegen Intoleranz, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
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Ein Sprecher der Malteser sagte, ihnen seien die Vorwürfe bisher noch nicht bekannt gewesen. Es sei nun eine interne Prüfung eingeleitet worden. Rechtsextremistisches und rassistisches Verhalten werde von den Maltesern klar verurteilt. „Bisher waren uns im Rettungsdienst keine Meldungen zu rechtsextremen Vorfällen bekannt. Wir wehren uns daher gegen eine pauschale Anklage zu rassistischem Verhalten von Rettungskräften, wie sie in dem Artikel suggeriert wird.“ In den verpflichtenden Fortbildungen für die Mitarbeitenden solle das Thema Rassismus ab sofort aber noch intensiver behandelt werden.
RND/ar/dpa