Mutiges LGBTIQ+-Outing von Katholiken: Stoppzeichen und Angebot für Kirchenspitze
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/6RPJ7HOAMRCSPDRUAR2J5UJKFM.jpeg)
Hand in Hand stehen Monika Schmelter (links) und Marie Kortenbusch an einem Kloster vor einer Maria-Statue. In einer beispiellosen Aktion haben sich 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche als queer geoutet.
© Quelle: Guido Kirchner/dpa
Berlin. Die offizielle katholische Kirche sagt, andere Partnerschaften als die zwischen Frauen und Männern entsprechen nicht den Plänen Gottes. Geistliche, Religionslehrende oder Angestellte kirchlicher Verwaltungen halten seit Montag mit dem Manifest „#OutInChurch. Für eine Kirche ohne Angst“ ein riesiges Stoppzeichen in die Höhe. Sie sagen: Die abwertenden Aussagen der Kirche etwa zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen seien Verrat am Evangelium.
Das Outing von 125 eng mit der katholischen Kirche verbundenen Menschen als queer ist ein mutiger Schritt. Sie sind bereit, privat und beruflich Zeugnis abzulegen über ihr Leben, das sich aus Furcht vor Repressionen und Nachteilen im Job jahrelang im Verborgenen abspielte. Sie ermuntern weitere Personen, ins Offene zu treten. Und sie bringen die katholische Kirche in Zugzwang.
Kardinal Marx entschuldigt sich für Umgang mit Missbrauchsfällen
Marx reagierte auf ein neues externes Gutachten zum sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese München und Freising.
© Quelle: Reuters
Gegenwärtig scheint die Führung der deutschen Katholiken wie paralysiert. Das Münchner Missbrauchsgutachten hat erst in der vergangenen Woche aller Welt vor Augen geführt, wie manche Seelsorger die kirchliche Sexualmoral persönlich auslegten und wie kriminelle Priester von ganz oben gedeckt wurden.
Und nun dieses Manifest!
Die Institution Kirche ist nicht erst seit heute in einer fundamentalen Krise. Sie verliert seit Jahren Mitglieder, vor allem jedoch Vertrauen. Das liegt am fehlenden Mut, gesellschaftliche Entwicklungen anzuerkennen und mit eigener Prägung nachzuvollziehen. Es herrscht der Eindruck, je offener die Welt wird, desto verschlossener ist die kirchliche Burg.
Die LGBTIQ+-Initiative sollte die Kirchenführung als Angebot verstehen, kirchliche Sexualmoral und kirchliches Arbeitsrecht im Sinne wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie des gelebten Lebens weiterzuentwickeln. Die katholische Kirche hat mit dem Synodalen Weg einen entsprechenden Prozess eingeleitet. Er sollte beschleunigt werden.