Kommentar zu Putins Krieg

Angriff auf Ukraine und die Folgen für Deutschland: Der Krieg dringt in den Alltag ein

Geflüchtete aus der Ukraine werden nach ihrer Ankunft am Berliner Hauptbahnhof von Helfern empfangen.

Geflüchtete aus der Ukraine werden nach ihrer Ankunft am Berliner Hauptbahnhof von Helfern empfangen.

Berlin. Dass die Epoche eines Europas ohne Krieg Geschichte ist, spüren wir noch nicht unmittelbar. Noch nicht. Aber auch die Mitte Europas wird nicht ungeschoren davonkommen. Dieser Krieg auf unserem Kontinent wird den Alltag erheblich verändern. Auch ohne dass der russische Machthaber seine Vernichtungswaffen direkt auf Polen oder Deutschland richtet, werden sich die Auswirkungen des Krieges im täglichen Leben zeigen – wirtschaftlich, finanziell, gesellschaftlich, psychisch und praktisch.

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Uns steht eine Energiekrise bevor, in der Gas, Strom und in deren Folge auch andere lebensnotwendige Güter knapp werden könnten. Diese Gesellschaft wird eine Widerstandsfähigkeit brauchen, die die Herausforderungen der Corona-Pandemie noch übertreffen könnte. Man muss keine Schreckszenarien an die Wand malen. Aber vorbereitet sollte man darauf sein, dass auch ohne Bomben und Panzer die Folgen und Leiden von Krieg das Leben bestimmen werden.

Auswirkungen an der Börse: Krieg in der Ukraine versetzt Dax erneuten Schlag
24.02.2022, Hessen, Frankfurt/Main: Die Dax-Kurve der Frankfurter Wertpapierbörse stellt fallende Kurse dar. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt geschickt. Für den deutschen Leitindex Dax ging es zum Handelsstart um mehr als vier Prozent abwärts. Auch die restlichen Börsen rund um den Globus knickten ein. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine ziehen sich weitere Anleger aus dem deutschen Aktienmarkt zurück.

Die Rechtspopulisten lauern schon auf ihre Chance

Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine wird rasch anwachsen. Zum Glück ist die Solidarität und die Bereitschaft vieler Menschen groß, praktisch und selbstlos zu helfen. Es wird aber auch der Tag kommen, an dem Europa wieder über die Aufnahme von Flüchtlingen und die Verteilung der dadurch entstehenden finanziellen Lasten streiten wird. Es wird auch wieder Rechtspopulisten geben, die genau dann ihre Chance wittern, wenn die Moral zum Durchhalten gerade sinkt.

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Auch die seelische Belastung ist nicht zu unterschätzen: Rund um die Uhr erreichen uns Bilder von Panzern, bewaffneten Auseinandersetzungen und Verletzten. Das Geschehen ist nur zwei Flugstunden von uns entfernt – diese räumliche und kulturelle Nähe sorgt dafür, dass auch der Schrecken näher ist.

Vorsicht mit historischen Vergleichen

Die Ungewissheit nagt an der Gesellschaft. Was macht Putin als nächstes? Historische Vergleiche zu 1938, als sich Hitler mit dem Münchner Abkommen das Sudetenland endgültig sicherte, oder auch die Kubakrise 1962, als die Welt am Rande eines Atomkriegs stand, helfen nicht wirklich weiter. Sie lehren nur, wie gefährlich und unwägbar solche Lagen sind.

Dem Nachgeben der internationalen Gemeinschaft 1938 gegenüber Hitler schloss sich der Zweite Weltkrieg an. Mit der Unnachgiebigkeit der Amerikaner in der Kubakrise stabilisierte sich die Lage im Kalten Krieg. Doch dass der eine oder andere Mechanismus wieder in die gleiche Richtung funktioniert, auch dafür gibt es keine Garantie.

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Eine Zäsur in der Weltordnung bedeutet eben auch, dass das Fundament der bisherigen Sicherheit weggebrochen ist und den Alltag der Menschen, mindestens das Lebensgefühl, grundlegend verändert. Für die Freiheit, die Europa 1989 nach der friedlichen Revolution in den Schoß gefallen ist, muss nun gekämpft, gelitten und mit Entbehrungen gelebt werden.

Die Verteidigung der Demokratie

Obwohl gerade zwei Jahre Corona-Pandemie hinter uns liegen und diese weltpolitische Gefahrensituation auf eine dünnhäutig gewordene Gesellschaft trifft, sind die Chancen gut, dass Putins Krieg identitätsstiftend auf die demokratische Gesellschaft wirkt.

Die riesigen Antikriegsdemonstrationen vom Wochenende sind ein erster Beleg dafür, dass noch reichlich Widerstandskraft vorhanden ist. So wie die Europäische Union und die Nato aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht sind, rückt in der deutschen Öffentlichkeit ins Bewusstsein, dass Freiheit sich nicht in der Banalität bemisst, ob man in der S-Bahn eine Maske tragen muss oder nicht.

Zeichen des Widerstands: In Berlin gingen am Sonntag mehr als 100.000 Menschen auf die Straße, um gegen Putins Krieg zu demonstrieren.

Zeichen des Widerstands: In Berlin gingen am Sonntag mehr als 100.000 Menschen auf die Straße, um gegen Putins Krieg zu demonstrieren.

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Die tapferen Menschen in der Ukraine haben für ganz Europa Vorbildfunktion entfaltet: Sie setzen ihr Leben für die Freiheit ein und haben damit dem Rest des Kontinents Mut gemacht, dass es sich lohnt, Entbehrungen für die Verteidigung der Demokratie auf sich zu nehmen.

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