Putin trifft Mütter getöteter Soldaten - und klagt über Medienberichte zum Krieg
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Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Wladimir Putin, der Zharadat Agueva (M) aus der Tschetschenischen Republik zuhört, während Elena Alekseeva aus Stary Oskol (l) neben ihr sitzt.
© Quelle: Mikhail Metzel/Pool Sputnik Krem
Moskau. Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich gegenüber Müttern getöteter sowie derzeit kämpfender Soldaten über angeblich verzerrte Darstellungen des Feldzugs in der Ukraine beklagt. „Das Leben ist komplizierter und vielfältiger als es auf Fernsehbildschirmen oder sogar im Internet gezeigt wird. Es gibt da viele Fälschungen, Schummeleien, Lügen“, sagte Putin am Freitag. Er telefoniere manchmal mit Soldaten, deren Stimmung und Einstellung ihn überrascht hätten. „(Die Anrufe) geben mir allen Grund zu sagen, dass sie Helden sind“, sagte Putin.
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Der Präsident traf nach Angaben seines Büros mehr als ein Dutzend Mütter von Soldaten im Kriegseinsatz. Unbestätigten russischen Medienberichten zufolge waren einige der Frauen Mitglieder von kremltreuen Organisationen, der Regierungspartei Vereintes Russland oder sind lokale Beamtinnen, die die Regierung unterstützen.
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Lange Tafel: Wladimir Putin beim Treffen mit Soldatenmüttern.
© Quelle: IMAGO/ITAR-TASS
Staatliche russische Medien veröffentlichten am Freitag ein kurzes Video, das zeigt, wie Putin die Frauen in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo bei Moskau empfängt und ihnen Kaffeetässchen reicht. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir diesen Schmerz mit Ihnen teilen, und dass wir natürlich alles dafür tun werden, damit Sie sich nicht vergessen fühlen“, sagte Putin bei dem Treffen an die Familien der Getöteten gerichtet. „Wir tun alles uns Mögliche dafür, dass Sie eine Schulter an Ihrer Seite spüren.“
„Wollen Sie einen Dialog beginnen oder wollen Sie sich verstecken?“
Andere Angehörige beschwerten sich, dass sie nicht zu dem Treffen mit Putin eingeladen worden seien, unter ihnen Valentina Melnikowa von der Union der Soldatenmütterkomitees, wie das unabhängige Medium „Werstka“ berichtete. „Wir sind hier in Moskau, bereit uns mit Ihnen zu treffen. Wir warten auf Ihre Antwort“, sagte Olga Zukanowa vom Rat der Mütter und Ehefrauen einberufener Soldaten in einer an Putin gerichteten Videobotschaft auf Telegram. Die Behörden hätten ihre Fragen und Bitten ignoriert. Auf der einen Seite stünden mächtige Männer in Verteidigungsministerium, Militärstaatsanwaltschaft und Präsidialverwaltung, auf der anderen Mütter. „Wollen Sie einen Dialog beginnen oder wollen Sie sich verstecken?“, fragte Zukanowa den Staatschef.
Putin hatte im September unter Druck militärischer Niederlagen eine Teilmobilmachung verkündet, die inzwischen für beendet erklärt wurde. Berichte der Nachrichtenagentur AP, unabhängiger russischer Medien und von Aktivisten legen nahe, dass die Einberufenen unerfahren sind, Grundausrüstung wie Schutzwesten und Medizin selbst mitbringen mussten und ohne angemessene Ausbildung in den Kampf geschickt wurden, in dem einige nach wenigen Tagen fielen.
Verwandte einberufener Soldaten haben seit Oktober Proteste in mehr als einem Dutzend Regionen organisiert. Sie verlangen, dass ihre Angehörigen vom Fronteinsatz befreit, angemessen verpflegt, untergebracht und ausgerüstet werden. Außerdem besteht die Sorge, dass der Kreml wegen weiterer Erfolge der Ukraine zusätzliche Reservisten zu den Waffen ruft.
RND/AP/dpa