Putins Tochter soll jahrelang unbemerkt nach Deutschland gereist sein
Katerina Tichonowa ist die jüngste Tochter von Wladimir Putin.
© Quelle: REUTERS
Die Tochter des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Katerina Tichonowa, soll jahrelang unterm Radar der Behörden nach Deutschland gereist sein. Das berichtet am Donnerstag der „Spiegel“ unter Berufung auf gemeinsame Recherchen mit der russischen Investigativplattform „I‑Stories“. Tichonowa soll seit 2015 mindestens 20‑mal die Bundesrepublik besucht haben, ohne dass es Polizei oder den Geheimdiensten aufgefallen sei. Die jüngste Tochter Putins und ihre Bodyguards seien zumeist sogar unter ihren richtigen Namen nach Deutschland gekommen, heißt es in dem Bericht.
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Tichonowa sei bei ihren Reisen von mutmaßlich bewaffneten Personenschützern der russischen Präsidentengarde FSO begleitet worden, berichtet der „Spiegel“. Für ihre Einreise in Deutschland soll die 35‑Jährige zeitweise ein italienisches EU‑Visum genutzt haben. Grund für Tichonowas Reisen nach Bayern soll ihr langjähriger Partner sein: Igor Selensky. Der russische Künstler war bis April Chef des Bayerischen Staatsballetts und soll Vater von Tichonowas vierjähriger Tochter sein. Die Beziehung der beiden war im Mai enthüllt worden.
Einreisedaten werden in Deutschland prinzipiell nicht erfasst. Tichonowas Deutschland-Reisen seien von den Behörden demnach weitestgehend unbekannt geblieben. Geleakte Passagierdaten aus dem russischen Sicherheitsapparat geben nun Aufschluss über die fehlende Kenntnis bei den zuständigen Behörden. Die deutschen Nachrichtendienste sähen sich nicht für Reisen von Angehörigen ausländischer Despoten zuständig, heißt es im „Spiegel“. So sei lediglich eine Reise nach Deutschland Ende 2019 den Sicherheitsbehörden aufgefallen. Eine Observation habe keine weiteren Erkenntnisse gebracht.
SPD-Innenexperte übt Kritik
„Da schlappen bewaffnete Personenschützer der russischen Präsidentengarde unbemerkt durch Bayern, und niemanden interessiert es“, kritisiert der SPD-Innenexperte und Bundestagsabgeordnete Sebastian Fiedler gegenüber dem Magazin am Donnerstag. Der Fall Tichonowa sei „ein illustres Beispiel“ dafür, „dass wir in den vergangenen Jahrzehnten keine Strategien entwickelt haben, den russischen Agenten und ihren Aktivitäten etwas entgegenzusetzen. Wir können so nicht weitermachen.“ Einem Regime, das in Europa einen Angriffskrieg entfache, müsse Deutschland „mit einem deutlichen Aufwuchs operativer Fähigkeiten der Sicherheitsbehörden entgegentreten“, sagte er weiter.
Anfang April verhängten die Europäische Union und Großbritannien Sanktionen gegen die Töchter Wladimir Putins. Marija Worontsowa und Katerina Tichonowa werden seitdem auf entsprechenden Listen von Personen aufgeführt, deren Vermögen eingefroren sind und für die ein Einreiseverbot gilt.
RND/hyd
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