Thüringens Innenminister Maier warnt vor Radikalisierung der Protestbewegung im Osten
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Georg Maier (SPD), Innenminister von Thüringen.
© Quelle: Bodo Schackow/dpa/Archivbild
Berlin. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hat angesichts der Konferenz der ostdeutschen Innenminister am Freitag in Erfurt vor einer Radikalisierung der Protestbewegung für Russland und gegen steigende Energiepreise gewarnt. „Ich möchte keinen Alarmismus verbreiten“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Aber ich sehe das Potenzial zu einer weiteren Radikalisierung. Denn die Unterbringung von Geflüchteten ist ja jetzt auch wieder ein Thema. Und es hat in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern bereits Übergriffe gegeben.“
Man dürfe das Radikalisierungspotenzial im Umfeld der Versammlungen deshalb „nicht geringschätzen, sondern muss es sehr ernst nehmen“. Der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke habe seinen Ursprung bei einer Versammlung zur Unterbringung von Geflüchteten gehabt, so der SPD-Politiker. Er wurde später von einem bei der Versammlung anwesenden Rechtsextremisten erschossen. „Wir müssen uns daher nicht zuletzt überlegen, wie wir den Schutz von Einrichtungen verbessern können.“
Maier: „Aktuelle Krise wirkt bei den Menschen hier viel existenzieller“
Maier betonte zugleich, dass die Proteste, die sich von Protesten in Westdeutschland deutlich unterschieden, auch soziale Ursachen hätten. „Die aktuelle Krise wirkt bei den Menschen hier viel existenzieller“, sagte er dem RND. „Das Lohnniveau ist unverändert deutlich geringer. Von der Anhebung des Mindestlohns profitieren allein in Thüringen 200.000 Menschen.
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Für immer im Empörungsmodus? Warum Ostdeutschland nie zur Ruhe kommt
Vor allem in Ostdeutschland gehen Menschen wieder auf die Straße, gegen die hohen Energiepreise, aber auch gegen die Russland-Politik der Bundesregierung. Für Historiker, Schriftsteller oder Journalisten mit ostdeutschen Wurzeln ist das Ausdruck einer tief sitzenden Unzufriedenheit und Demokratieskepsis, die biografische sowie historische Wurzeln hat.
Das ist fast ein Viertel der Beschäftigten. Die Lohnlücke beträgt 25 bis 27 Prozent. Die Vermögenssituation kommt verschärfend hinzu. Das durchschnittliche Vermögen liegt im Osten bei 55.000 Euro, im Westen ist es mehr als doppelt so hoch. Wer mehr verdient und auf der hohen Kante hat, der kommt in der Krise besser klar als diejenigen, die auch ohne Krise am Monatsende nichts mehr übrighaben. Im besten Fall fällt bei ihnen der nächste Urlaub ins Wasser, im schlimmsten Fall steht der Gang zur Tafel an.“