Aktion an der Karl-Marx-Allee

Protest in Berlin: Café Moskau wird in Café Kiew umbenannt

So wie in dieser Computeranimation wird sich das Café Moskau vom 24. bis 27. Februar als Café Kiew präsentieren.

So wie in dieser Computeranimation wird sich das Café Moskau vom 24. bis 27. Februar als Café Kiew präsentieren.

Berlin. Das legendäre Café Moskau an der Karl-Marx-Allee im Ostteil Berlins wird sich vom 24. bis 27. Februar in das Café Kiew verwandeln. „Wir wollen ein Zeichen für die Ukraine setzen und zeigen, welche herausragende Rolle der ukrainische Verteidigungskampf für unsere europäische Freiheit hat“, sagt der Ukrainer Bogdan Miftakhov, der als Referent bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Berlin arbeitet, wo die Idee für eine Großveranstaltung unter dem Motto „Wir wählen die Freiheit“ geboren wurde.

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„Zum Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine wollen wir etwas Besonderes auf die Beine stellen“, erläutert Kristin Wesemann, Abteilungsleiterin Strategie und Planung bei der KAS. Die 48-jährige Politikwissenschafterin kann sich noch daran erinnern, dass das Moskau in ihrer Teenagerzeit ein Ort war, „wo es etwas lässiger zuging“. „Meine Eltern waren nach der Wende zu Buchlesungen dort, das war ein angesagtes Kulturcafé, wo immer viel los war.“ Zu DDR-Zeiten galt die Location auch als Treffpunkt von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern mit Touristinnen und Touristen aus dem Ausland.

Das Café Moskau in Berlin, wie es derzeit aussieht.

Das Café Moskau in Berlin, wie es derzeit aussieht.

Der Bau war eine Verbeugung vor der Sowjetunion

Der zu Beginn der 1960er-Jahre fertiggestellte Bau an der einstigen Stalinallee war als Verbeugung vor dem DDR-Bruderland Sowjetunion gedacht und wurde von der staatlichen Handelsorganisation (HO) als Spezialitätenrestaurant mit 600 Plätzen betrieben. Im Inneren gab es zudem mehrere kleinere Bereiche, wie etwa die Mokkastube. Bis Ende der 1980er-Jahre arbeiteten bis zu 160 Angestellte im Café Moskau.

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Nachdem mehrere Betreibermodelle unter Führung der bundeseigenen TLG-Immobilien-Gesellschaft gescheitert waren, übernahm 2007 die Holding des deutsch-amerikanischen Investors Nicolas Berggruen das Objekt und ließ es für mehrere Millionen Euro zur Eventlocation umbauen, die für verschiedenste Anlässe gemietet werden kann. Eine, wenn auch nur temporäre, Umbenennung des denkmalgeschützten Objektes wollte bisher noch kein Mieter, was die Sache für die KAS nicht einfacher machte.

Hürden durch den Denkmalschutz

„Wir mussten mit dem Eigentümer sprechen, wir mussten das Konzept beim Denkmalschutz einreichen und manch andere Hürde nehmen“, sagt Kristin Wesemann. „Aber am Ende hatten wir gute Argumente, denen alle Beteiligten folgen konnten. Am 24. Februar wird der Flachbau nun nicht nur mit den weithin sichtbaren Schriftzügen Café Kiew, auf Ukrainisch Café Kyiv, dekoriert sein, sondern auch noch in den ukrainischen Nationalfarben Blau-Gelb erleuchten.“

Am selben Tag wird sich um 16 Uhr am Café Kiew ein großer Protestzug gegen den russischen Angriff auf die Ukraine unter dem Motto „Das Ungeheuerliche nicht hinnehmen“ formieren, zu dem zahlreiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Zivilgesellschaft aufgerufen haben und der von der ukrainischen Hilfsorganisation Vitsche mit organisiert wird. Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Aufrufs gehören unter anderem die Schriftstellerinnen Elfriede Jelinek, Herta Müller und Swetlana Alexijewitsch sowie die Historiker Gerd Koenen, Karl Schlögel und Timothy Snyder.

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Wie die Nichtregierungsorganisation Zentrum Liberale Moderne mitteilte, wird zu Beginn der Demo der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour am Café Kiew sprechen, bevor sich der Zug quer durch Berlin bis zum Brandenburger Tor in Bewegung setzt, wo die Abschlusskundgebung mit mehreren Rednern stattfindet und wo auch eine Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erwartet wird.

Motto: Adenauers Satz „Wir wählen die Freiheit“

Im Café Kiew selbst werden die Organisatoren dann am 27. Februar mit vielen Prominenten unterschiedliche Aspekte der Ukraine thematisieren, etwa Gesellschaft, Sicherheit und Wiederaufbau oder auch die Rolle des Landes in der europäischen Familie. „Neben hochrangigen Paneldiskussionen wird es ein breites Spektrum von Workshops, Kulturangeboten und Möglichkeiten der Vernetzung geben“, sagt Bogdan Miftakhov.

Unter dem Motto „Kiew statt Moskau“ wird es in Foren auch um die Perspektiven einer neuen deutschen und europäischen Ostpolitik gehen, wozu Vertreter der osteuropäischen Verbündeten erwartet werden, etwa aus Polen, Lettland und der Slowakei. „In den Talkrunden wollen wir herausarbeiten, was durch Russlands Aggression für unsere Freiheit auf dem Spiel steht, und wir wollen ein klares Zeichen setzen, dass uns Kiew näher ist als Moskau“, erläutert Wesemann.

Nicht zuletzt deshalb habe man die ganze Veranstaltung unter den Adenauer-Satz „Wir wählen die Freiheit“ gestellt, mit dem der CDU-Politiker 1952 als erster Bundeskanzler sein Leitmotiv für die junge Bundesrepublik und deren Westbindung begründete.

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