Präsidentschaftswahl in Zypern: Stichwahl beginnt
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In Zypern hat am Sonntag die Stichwahl für die Nachfolge von Präsident Nikos Anastasiades begonnen.
© Quelle: Petros Karadjias/AP/dpa
Nikosia. In Zypern hat am Sonntag die Stichwahl für die Nachfolge von Präsident Nikos Anastasiades begonnen. Die etwa 561 000 Wahlberechtigten konnten sich zwischen dem früheren Außenminister Nikos Christodoulides und dem Berufsdiplomat Andreas Mavrogiannis entscheiden. Beide Kandidaten haben in den Verhandlungen über eine Wiedervereinigung mit dem von türkischen Truppen besetzten Nordzypern eine wichtige Rolle gespielt. Innenpolitisch versprachen beide strenge Haushaltsdisziplin, ohne das soziale Netz zu gefährden.
In der ersten Runde vor einer Woche hatte Christodoulides 32 Prozent der Stimmen erhalten, während Mavrogiannis mit 29,6 Prozent den Kandidaten der Regierungspartei Disy aus dem Feld schlug und auf den zweiten Platz kam. Entscheidend für den Ausgang der Stichwahl dürfte sein, wem die Wähler der Disy ihre Stimme geben. Die Parteiführung hat ihren Anhängern keinen der Stichwahlkandidaten zu empfohlen.
Konflikt mit Türkei fließt in Wahl ein
Der 49-jährige Christodoulides gilt vielen in der Disy als Verräter, weil er früher selbst Parteimitglied war. Andere haben aber auch ein Problem mit Mavrogiannis' wichtigster Unterstützerin, der linken Akel-Partei, die Zypern während ihrer Regierungszeit an den Rand des Bankrotts gebracht hatte. In diese Richtung hat sich auch der scheidende Staatschef Anastasiades geäußert. Mavrogiannis hat dagegen Vorwürfe zurückgewiesen, werde als Präsident die Anweisungen der Akel ausführen.
Sowohl Christodoulides als auch der 66 Jahre alte Mavrogiannis haben an den 2017 gescheiterten Wiedervereinigungsgesprächen teilgenommen. Beide werfen der Türkei vor, ihr Beharren auf einer ständigen Truppenpräsenz und dem Recht auf Militärintervention in einem wiedervereinigten Zypern sei der Hauptgrund für den Fehlschlag. Während sich Christodoulides in dieser Frage hart zeigte, hat sich Mavrogiannis inzwischen etwas kompromissbereiter geäußert, um linke Wählerinnen und Wähler für sich zu gewinnen.
Zypern ist seit der türkischen Invasion im Jahr 1974 geteilt. 1983 erklärten sich die türkischen Zyprer im nördlichen Drittel der Mittelmeerinsel für unabhängig. Das wird nur von der Türkei anerkannt, die dort militärisch noch immer stark vertreten ist und mittlerweile eine Zwei-Staaten-Lösung fordert. Im Süden der Insel sitzt die international anerkannte Regierung von Zypern, die Teil der EU ist.
RND/AP