Politik auf der Straße
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/LOS5CUAROJDR3O6HIXGMKU4K6E.jpeg)
Mit einer Großdemonstration durch das Berliner Regierungsviertel wollen an diesem Samstag zahlreiche Organisationen die seit Wochen anhaltenden Proteste im Iran unterstützen.
© Quelle: Annette Riedl/dpa
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
es war ja viel die Rede vom „heißen Herbst“ in diesen Tagen. Davon, dass die Unzufriedenheit über die hohen Energiepreise und die Inflation als Massenprotest auf den Straßen sichtbar werden wird. Bislang sind diese Proteste allerdings nicht so richtig in Gang gekommen – wohl auch, weil sie allzu oft von Extremisten und Extremistinnen gekapert oder gar initiiert wurden.
Gleichzeitig hat die Bundesregierung auch einiges eingesetzt, um den Protest und die Unsicherheit nicht allzu groß werden zu lassen. Am Freitag verabschiedete der Bundestag zur Finanzierung der geplanten Gas- und Strompreisbremsen erneut eine Ausnahme von der Schuldenbremse. Der Bund kann nun zusätzliche Kredite in Höhe von 200 Milliarden Euro aufnehmen, um die Strom- und die Gaspreisbremse zu finanzieren. Auch wenn noch nicht endgültig klar ist, wie das viele Geld verteilt werden wird, soll wohl allein die große Zahl zur Beruhigung beitragen.
Demonstrationen allerdings soll es heute dennoch geben. In Berlin und fünf anderen Großstädten hat ein Bündnis aus Gewerkschaften und Sozialinitiativen zum Protest aufgerufen und fordert mehr Unterstützung angesichts der steigenden Preise und zugleich eine Energiewende. Die Sozial- und Umweltgruppen demonstrieren unter dem Motto „Solidarischer Herbst. Soziale Sicherheit schaffen – Energiewende beschleunigen“. Für den Zug durch das Regierungsviertel sind 20.000 Menschen angemeldet. Kundgebungen gibt es außerdem in Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Dresden und Hannover. Sie fordern weitere Entlastungsmaßnahmen sowie einen Strom- und einen Gaspreisdeckel, die allerdings schon in Planung sind.
Auch mit der zweiten Großdemonstration in Berlin am heutigen Samstag rennen die Demonstrantinnen und Demonstranten bei der Regierung wohl zumindest im Grundsatz offene Türen ein. Iranerinnen und Iraner sowie Unterstützerinnen und Unterstützer treffen sich am Nachmittag an der Siegessäule, um für Solidarität mit den Protesten im Iran zu demonstrieren. Veranstalter ist ein Frauenkollektiv. Angemeldet sind bei der Polizei 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Für die Demonstration planen Menschen aus weiten Teilen Europas, anzureisen. Mitorganisator ist der iranische Sozialaktivist Hamed Esmaeilion, der beim Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine nahe Teheran im Januar 2020 seine Frau und seine Tochter verloren hat. Seither organisiert er inzwischen weltweit Demonstrationen gegen die totalitären Machthaber in der Islamischen Republik.
Der Iran steht gleich mehrfach in der Kritik. Zum einen hat der Tod einer 22-jährigen iranischen Kurdin in Polizeigewahrsam in dem Land vor einem Monat systemkritische Massenproteste ausgelöst. Die Staatsführung reagiert mit äußerster Härte, Dutzende Menschen sind bei den Protesten getötet worden. Außerdem unterstützt der Iran offenbar Russland im Krieg mit der Ukraine und liefert unter anderem Drohnen. „Die Zeit für die internationale Gemeinschaft ist gekommen, den Iranern zu helfen, sich von der Tyrannei des islamistischen Regimes zu befreien“, wird Esmaeilion in einer Mitteilung der Organisatoren zitiert. Die Krisen der Welt, sie sind auch in den Straßen der deutschen Hauptstadt zu besichtigen.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/RVQBWODSA5ASDA4QZV44PQI7OI.jpg)
Der Tag
Wissen, was der Tag bringt – mit dem Nachrichten-Briefing vom RedaktionsNetzwerk Deutschland. Jeden Morgen um 7 Uhr.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Zitat des Tages
Es ist noch gar nichts entschieden.
Olaf Scholz,
Bundeskanzler, zur von China angestrebten Beteiligung am Hamburger Hafen
Leseempfehlungen
Chinas staatliche Reederei Cosco hat die letzten Jahre einen spektakulären Aufstieg hingelegt – allein im September wurden neue Schiffe für 3 Milliarden Euro bestellt. Die mögliche Investition in Deutschlands größten Hafen in Hamburg ist jedoch vor allem politisch motiviert, wie Fabian Kretschmer berichtet (+).
Der steile Anstieg der Corona-Fallzahlen hat ein Ende. Die Herbstwelle bricht, wie Daten des Robert Koch-Instituts zeigen. Doch woran liegt das? Und ist damit nun endlich Entspannung in Sicht? Laura Beigel liefert Antworten.
Aus unserem Netzwerk
Als eine der ersten Städte Deutschlands hat Königs Wusterhausen in Brandenburg offiziell Position gegen die deutsche Ukraine-Politik bezogen. In einem offenen Brief an die Bundesregierung, der auf der Seite der Stadt veröffentlicht wurde, übt die Stadt laute Kritik. Wie die „Märkische Allgemeine Zeitung“ berichtet, stehen aber nicht alle Fraktionen hinter dem Schreiben.
Termine des Tages
München: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besucht München und spricht auf dem SPD-Landesparteitag.
Mainz: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) startet an diesem Samstag zu einer rund einwöchigen Tour nach Ruanda. Anlass der Visite in dem ostafrikanischen Land ist das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda.
Wer heute wichtig wird: Xi Jinping herrscht immer weiter
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FCXL3T6SYAFK4YPL4SZXX54P6M.jpg)
Der nur alle fünf Jahre stattfindende Kongress der Kommunistischen Partei endet heute mit Änderungen der Parteiverfassung. Die Ideologie von Staats- und Parteichef Xi Jinping und seine dauerhafte Führungsrolle sollen noch tiefer verankert werden. Anschließend wird allen Erwartungen nach Xi Jinping als Generalsekretär und Chef der Militärkommission für eine ungewöhnliche dritte Amtszeit bestätigt. Er wäre damit wohl Herrscher auf Lebenszeit.
© Quelle: AP
Der Podcast des Tages: „Geyer und Niesmann“
Mit Ann-Kathrin Büüsker (Deutschlandfunk) überlegen wir, wie es nach dem Machtwort des Bundeskanzlers in der Atomfrage weitergeht, wie viel Show hinter dem Griff zur Richtlinienkompetenz gesteckt hat und was der Atomkompromiss für die deutsche Energieversorgung heißt – und für Grüne und FDP. Außerdem geht es um den Kohlestreit bei den Grünen und Ölbohrungen in einem deutschen Naturpark. Mit Tim Szent-Ivanyi (RND) sprechen wir über Karl Lauterbachs restriktiven Plan zur Legalisierung von Cannabis. (Übrigens: Unsere nächste Folge kommt dann erst nach den Herbstferien.)
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
„Der Tag“ als Podcast
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Die News zum Hören
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,
Ihr Dirk Schmaler
Abonnieren Sie auch
Klima-Check: Erhalten Sie die wichtigsten News und Hintergründe rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.
Hauptstadt-Radar: Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Regierungsviertel – immer dienstags, donnerstags und samstags.
Die Pandemie und wir: Die wichtigsten Nachrichten der Woche, Erkenntnisse der Wissenschaft und Tipps für das Leben in der Krise – jeden zweiten Donnerstag.
What’s up, America? Der USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur – jeden zweiten Dienstag.
Das Stream-Team: Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix und Co. – jeden Monat neu.
Mit RND.de, dem mobilen Nachrichtenangebot des RedaktionsNetzwerks Deutschland, dem mehr als 60 regionale Medienhäuser als Partner angehören, halten wir Sie immer auf dem neuesten Stand, geben Orientierung und ordnen komplexe Sachverhalte ein – mit einem Korrespondentennetzwerk in Deutschland und der Welt sowie Digitalexpertinnen und ‑experten aller Bereiche.
Falls Sie Anregungen oder Kritik haben, melden Sie sich gern direkt bei unserem Chefredakteur Marco Fenske: marco.fenske@rnd.de.