Polen: Vize-Regierungschef bringt Stationierung von US-Atomwaffen ins Spiel
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Jarosław Kaczyński, Vorsitzender der nationalkonservativen Regierungspartei PiS und Vize-Ministerpräsident Polens
© Quelle: Hubert Mathis/ZUMA Wire/dpa
Berlin.Polens Vize-Regierungschef Jarosław Kaczyński ist offen für eine Stationierung amerikanischer Atomwaffen in seinem Land. „Wenn die Amerikaner uns bitten würden, US-Atomwaffen in Polen einzulagern, so wären wir dafür aufgeschlossen. Es würde die Abschreckung gegenüber Moskau deutlich verstärken“, sagte der nationalkonservative Politiker der „Welt am Sonntag“.
Im Moment stelle sich diese Frage nicht, „aber das kann sich bald ändern“. Die Initiative müsste von den Amerikanern ausgehen, sagte er. Aber grundsätzlich ergebe es Sinn, die nukleare Teilhabe auf die Nato-Ostflanke auszuweiten.
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Russland hatte vor gut fünf Wochen einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen, das auch an Polen grenzt.
Kaczyński: US-Soldaten „geben uns am meisten Sicherheit“
Auch würde es Polen nach Kaczyńskis Worten begrüßen, wenn die Amerikaner künftig ihre Präsenz in Europa wegen der zunehmenden Aggressivität Russlands von derzeit 100.000 Soldaten auf 150.000 Soldaten erhöhen würden. Davon sollten nach seiner Ansicht 75.000 Soldaten fest an der Ostflanke, also an den Grenzen zu Russland, stationiert werden, 50.000 Soldaten alleine im Baltikum und in Polen.
Kaczyński sagte: „Soldaten der Nuklearmacht Amerika schrecken Russland am stärksten von einem Angriff auf die Nato-Länder ab und geben uns am meisten Sicherheit.“
Insgesamt sollte die Nato mehr tun im Ukraine-Krieg, sagte Kaczyński. „Erstens, eine Friedensmission durchführen. Das ginge natürlich nur mit Zustimmung der Ukraine. Zweitens sollten die Nato-Länder endlich die Waffen liefern, um die (der ukrainische Präsident Wolodymyr) Selenskyj energisch bittet.“
In Polen leben derzeit mehr als 2,4 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine – so viele wie in keinem anderen Land der Europäischen Union. Die EU hat seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine beispiellose Sanktionen verhängt, ebenso wie andere westliche Staaten.
RND/dpa