Patientenschützer kritisieren vorgezogene Impfungen für Lehrer und Erzieher
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Eine Ampulle des Corona-Impfstoffs der Unternehmen Biontech und Pfizer.
© Quelle: Marwan Naamani/dpa
Berlin. Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, hat sich gegen ein Vorziehen einzelner Berufsgruppen beim Impfen wie etwa Lehrer und Erzieher gewandt. „Der Bundestag wollte mit der Impfpriorisierung Leib und Leben von alten, pflegebedürftigen und schwer kranken Menschen schützen. Denn diese Gruppe macht 90 Prozent der Covid-19-Toten aus“, sagte Brysch dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Doch die Parlamentsmehrheit der Regierung habe ein Gesetz verhindert, dass allein der Bundestag über die Priorität bei der Impfung entscheidet. „Dieser Fehler fällt dem Bundesgesundheitsminister jetzt auf die Füße“, erklärte Brysch. „Denn ohne parlamentarisch legitimierte Priorisierung dringen immer mehr Berufsgruppen auf eine frühere Impfung.“
Oft bestehe für diese Berufe jedoch anders als bei den verletzlichen Gruppen faktisch kein erhöhtes Risiko für mittlere und schwere Krankheitsverläufe. „Denn wer positiv getestet ist, muss nicht an Covid-19 erkranken“, erklärte Brysch weiter. „Damit entscheiden nicht mehr Fakten, sondern Einzelinteressen über die Verteilung des knappen Impfstoffs“, kritisierte der Patientenschützer. Opfer seien nicht nur die über 70-Jährigen und ihre pflegenden Angehörigen. Betroffen seien auch unter 65-Jährige mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen, die ihre Impfberechtigung oft noch vor den Gesundheitsämtern mühsam rechtfertigen müssten.
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Lehrergewerkschaft begrüßt neue Regelung
Bund und Länder hatten sich am Montag auf schnellere Impfungen für Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen und Erzieherinnen und Erzieher geeinigt. Sie sollen in die höhere Impfprioritätsgruppe 2 hochgestuft werden. Darauf verständigte sich die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt die Entscheidung, fordert aber Nachbesserungen. „Die GEW begrüßt grundsätzlich, dass Lehrkräfte an Grundschulen sowie Erzieherinnen und Erzieher jetzt früher geimpft und in die Prioritätengruppe zwei aufrücken sollen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem RND. „Nun muss aber auch das Impftempo deutlich erhöht werden, da die meisten Länder Schulen und Kitas bereits am Montag wieder geöffnet haben“, setzte sie hinzu.
„Zudem würden wir uns wünschen, dass auch die Lehrkräfte an anderen Schularten früher geimpft werden“, sagte Tepe. „Das gilt insbesondere für Lehrerinnen und Lehrer an Sonder- und Förderschulen, die keine Abstände halten und sich nicht schützen können.“